Das Trampeltier
Wer die Hoffnung auf eine positive Lernkurve des neuen US-Präsidenten bei seiner ersten Auslandsreise hatte, wurde enttäuscht. Er hinterließ nur Scherben und mehr Irritation.
Die erste Auslandstour von US-Präsident Donald Trump sollte endlich Erhellung bringen, wohin die Reise mit dem neuen mächtigsten Mann der Welt außenpolitisch nun wirklich geht. Doch der Gipfel der sieben führenden Industrienationen auf Sizilien lässt die Partner irritierter zurück als zuvor, ebenso sein Antrittsbesuch beim westlichen Militärbündnis in Brüssel am Tag zuvor, seine Signale aus Israel und nicht zuletzt der Tourbeginn in Saudi-Arabien.
Dabei hinterlässt er die Partner nicht nur verwundert, sondern erheblich verprellt. Italien als Gastgeber des G7-Gipfels wollte (gemeinsam mit anderen Teilnehmern) eine bessere Bewältigung der Flüchtlingskrise ganz oben auf der Tagesordnung sehen – wählte deshalb ganz bewusst die Stiefelspitze als Ort der Zusammenkunft im Vorfeld aus. Doch Trump tat dem Land keinen Gefallen. Er stufte das Problem in der Gipfelordnung deutlich herab und will es nicht einmal in der Abschlusserklärung lesen. Ihm geht es nur um Terrorabwehr und Sicherheit. Die Befindlichkeit des Freundes lässt ihn kalt.
In Brüssel attackiert er den Bündnispartner Deutschland derart, dass sich Spitzenpolitiker mit scharfer Kritik Luft machen. Diese „demütigende Behandlung“weise man zurück, sagte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und Unionsfraktionschef Volker Kauder nannte Trumps Art „nicht akzeptabel“. Mit seiner Rede verstieß der US-Präsident sogar gegen die ungeschriebene Regel der Nato, zumindest öffentlich geschlossen aufzutreten. Auch andere Teilnehmerstaaten seien „besorgt“abgereist, Trump hätte „großen Schaden“angerichtet.
Beim Besuch in Israel verprellte er den Gastgeber zwar nicht direkt, doch dafür erklärte er den Iran zum Feind und vollzog damit einen Bruch mit der Politik seines Vorgängers und der vorsichtigen Annäherung an Teheran nach dem AtomDeal. Zweierlei trübte aber selbst die Stimmung in Jerusa- lem. Denn Trump kam gut gelaunt mit einem gigantischen Waffendeal mit den Saudis aus Riad und sorgte damit für Unruhe. Außerdem steckte bei den Israelis im Hinterkopf, dass Trump im Gespräch mit Russlands Außenminister Sergei Lawrow Geheimnisse eines befreundeten Dienstes ausplauderte – und alles auf Israel hinweist. Ex-Mossad-Chef Schabtai Schavit sagte dazu: „In den bilateralen Beziehungen ist nie etwas Ähnliches vorgekommen.“Dass er zudem in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem im Gästebuch den Besuch als „so großartig“beschrieb, brachte selbst israelische Politikwissenschaftler zum Urteil: Trump verhalte sich wie ein Kind. N Oder wie ein Trampeltier. ur so lässt sich auch sein Rempler am montenegrinischen Regierungschef Duˇsko Markovic´ erklären – immerhin Nato-Neuling seit April. Wie sich Trump in die erste Reihe drängte, sich wie ein siegreiches Alphatier mit breiter Brust und gestrecktem Kopf das Jackett zuknöpfte, wird als Bild vom herrischen Staatschef ohne Kenntnis und Manieren in den Köpfen bleiben.