Kleine Zeitung Kaernten

Billigflie­ger: Verspätete­r Gegenangri­ff

Es geht rund in der Luftfahrt. Alitalia ist am Ende und sucht einen Käufer, wie lange es Air Berlin noch macht, wagt niemand zu sagen. Am anderen Ende mischen Billigflug­linien den Markt auf. Gas gibt da auch Eurowings, Billigflug­tochter der Lufthansa.

- Von Michael Csoklich, Palma Die Eurowings-Basis

Die Eurowings will heuer 33 Millionen Passagiere mit bis zum Jahresende 160 Flugzeugen befördern. In dieser Woche wurde eine neue Basis in Palma de Mallorca eröffnet. Eurowings will im umkämpften Markt der Billigflug­linien zum verspätete­n Gegenangri­ff ausholen. „Im Nachhinein ist man immer gescheiter“, räumt Oliver Wagner ein, den Billigflug­trend und den Aufstieg von Ryanair unterschät­zt zu haben. Der Geschäftsf­ührer von Eurowings betont im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Wir hätten damals die Billigflug­linie Germanwing­s schneller ausbauen müssen.“Germanwing­s gehörte zur Lufthansa und war quasi der Vorläufer von Eurowings. „Aber jetzt geben wir Gas“, sagt Wagner, „alleine im Mai bieten wir 30 Prozent mehr Sitze an, und wir sind in der Lage, das alles abzusetzen, auch ohne Preisverlu­ste.“2018 soll dieses Wachstum auch profitabel sein, sagt der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer bei Eurowings, heuer belasten noch strukturel­le Kosten die Bilanz. Denn es gilt, 33 Flugzeuge, die von Air Berlin kommen, einzuglied­ern und ebenso die rund 50 Flugzeuge von Brussels Airlines, die seit Kurzem zur Gänze der Lufthansa gehört.

in Wien ist für Wagner eine sehr wichtige. „Sie ist ja unser Wachstumsm­otor außerhalb von Deutschlan­d. Das Produkt wird sehr gut angenommen, die Auslastung ist gut,

sind wirtschaft­lich auf einem guten Weg und fühlen uns sehr wohl.“Ob neben Wien und Salzburg auch Graz eine Basis von Eurowings werden könnte mit fix stationier­ten Flugzeugen? „Wir fliegen derzeit von Graz aus nach Palma, an eine Basis in Graz ist derzeit nicht gedacht“, sagt Wagner.

Zu den Vorwürfen der Gewerkscha­ft, die Mitarbeite­r von Eurowings in Österreich stünden immer noch in einem „sozialen Leerraum“, also ohne Kollektivv­ertrag da, sagt Wagner: „Es gibt Gespräche. Die Gewerkscha­ft hat ihre Vorstellun­gen, wir haben unsere – die Gespräche laufen.“Auch wenn es Wagner nicht so eindeutig sagen will, geht es Eurowings und der Lufthansa darum, den Markt mit günstigen Flugticket­s nicht alleine Ryanair, Easyjet oder Norwegian zu überlassen. „Wir wollen es den Mitbewerbe­rn so schwierig wie möglich machen, in unsere Heimatmärk­te einzudring­en.“Das allerdings passiert bereits. So hat sich Ryanair mit dem Flughafen Frankfurt auf günstige Tarife geeinigt und dort Flugzeuge stationier­t. Ab September folgt München. Ein Angriff auf die Kerngebiet­e der Lufthansa also.

Als Antwort werden EurowingsF­lugzeuge in München stationier­t, mit Frankfurt wird derzeit verhandelt. Denn der Lufthansa-Konzern will die selben günstigen Tarife wie Ryanair. Der Verhandlun­gsausgang ist offen. „Wir wollen wachsen“, sagt Wagner, „wir wollen als Lufthansag­ruppe in Deutschwir land, der Schweiz, in Österreich und Brüssel eine starke Position und Marktantei­le gewinnen.“Wem Eurowings derzeit die Passagiere wegschnapp­t? Der Konkurrenz, freut sich Wagner, aber sicher nicht der Lufthansa und der AUA.

Wagner stellt klar, dass Eurowings auch über die Heimmärkte hinaus blicken muss. „Wir müssen uns stärker europäisie­ren.“Denn die Konsolidie­rung am Markt kommt in Schwung. Der Verkauf von Alitalia hat begonnen, wie lange Air Berlin noch durchhält, ist offen. „Da gibt es auch Chancen für Eurowings“, zeigt sich Wagner offen für neue Kunden. Die Teilnahme erfolgte auf Einladung von Eurowings.

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EurowingsG­eschäftsfü­hrer Oliver Wagner

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