Billigflieger: Verspäteter Gegenangriff
Es geht rund in der Luftfahrt. Alitalia ist am Ende und sucht einen Käufer, wie lange es Air Berlin noch macht, wagt niemand zu sagen. Am anderen Ende mischen Billigfluglinien den Markt auf. Gas gibt da auch Eurowings, Billigflugtochter der Lufthansa.
Die Eurowings will heuer 33 Millionen Passagiere mit bis zum Jahresende 160 Flugzeugen befördern. In dieser Woche wurde eine neue Basis in Palma de Mallorca eröffnet. Eurowings will im umkämpften Markt der Billigfluglinien zum verspäteten Gegenangriff ausholen. „Im Nachhinein ist man immer gescheiter“, räumt Oliver Wagner ein, den Billigflugtrend und den Aufstieg von Ryanair unterschätzt zu haben. Der Geschäftsführer von Eurowings betont im Gespräch mit der Kleinen Zeitung: „Wir hätten damals die Billigfluglinie Germanwings schneller ausbauen müssen.“Germanwings gehörte zur Lufthansa und war quasi der Vorläufer von Eurowings. „Aber jetzt geben wir Gas“, sagt Wagner, „alleine im Mai bieten wir 30 Prozent mehr Sitze an, und wir sind in der Lage, das alles abzusetzen, auch ohne Preisverluste.“2018 soll dieses Wachstum auch profitabel sein, sagt der kaufmännische Geschäftsführer bei Eurowings, heuer belasten noch strukturelle Kosten die Bilanz. Denn es gilt, 33 Flugzeuge, die von Air Berlin kommen, einzugliedern und ebenso die rund 50 Flugzeuge von Brussels Airlines, die seit Kurzem zur Gänze der Lufthansa gehört.
in Wien ist für Wagner eine sehr wichtige. „Sie ist ja unser Wachstumsmotor außerhalb von Deutschland. Das Produkt wird sehr gut angenommen, die Auslastung ist gut,
sind wirtschaftlich auf einem guten Weg und fühlen uns sehr wohl.“Ob neben Wien und Salzburg auch Graz eine Basis von Eurowings werden könnte mit fix stationierten Flugzeugen? „Wir fliegen derzeit von Graz aus nach Palma, an eine Basis in Graz ist derzeit nicht gedacht“, sagt Wagner.
Zu den Vorwürfen der Gewerkschaft, die Mitarbeiter von Eurowings in Österreich stünden immer noch in einem „sozialen Leerraum“, also ohne Kollektivvertrag da, sagt Wagner: „Es gibt Gespräche. Die Gewerkschaft hat ihre Vorstellungen, wir haben unsere – die Gespräche laufen.“Auch wenn es Wagner nicht so eindeutig sagen will, geht es Eurowings und der Lufthansa darum, den Markt mit günstigen Flugtickets nicht alleine Ryanair, Easyjet oder Norwegian zu überlassen. „Wir wollen es den Mitbewerbern so schwierig wie möglich machen, in unsere Heimatmärkte einzudringen.“Das allerdings passiert bereits. So hat sich Ryanair mit dem Flughafen Frankfurt auf günstige Tarife geeinigt und dort Flugzeuge stationiert. Ab September folgt München. Ein Angriff auf die Kerngebiete der Lufthansa also.
Als Antwort werden EurowingsFlugzeuge in München stationiert, mit Frankfurt wird derzeit verhandelt. Denn der Lufthansa-Konzern will die selben günstigen Tarife wie Ryanair. Der Verhandlungsausgang ist offen. „Wir wollen wachsen“, sagt Wagner, „wir wollen als Lufthansagruppe in Deutschwir land, der Schweiz, in Österreich und Brüssel eine starke Position und Marktanteile gewinnen.“Wem Eurowings derzeit die Passagiere wegschnappt? Der Konkurrenz, freut sich Wagner, aber sicher nicht der Lufthansa und der AUA.
Wagner stellt klar, dass Eurowings auch über die Heimmärkte hinaus blicken muss. „Wir müssen uns stärker europäisieren.“Denn die Konsolidierung am Markt kommt in Schwung. Der Verkauf von Alitalia hat begonnen, wie lange Air Berlin noch durchhält, ist offen. „Da gibt es auch Chancen für Eurowings“, zeigt sich Wagner offen für neue Kunden. Die Teilnahme erfolgte auf Einladung von Eurowings.