Kleine Zeitung Kaernten

Ein Leben in Einzelhaft

Maurizio Torchio erzählt von Enge und Weite.

- AL

Vier Schritte lang, zwei Armlängen breit, das ist die Welt, in der der Erzähler lebt– umgeben von Mauern, die von Mauern umgeben sind. Eine Nicht-Welt, die nach kruden Regeln funktionie­rt. Die Grenzen zwischen Insassen und Wärtern verschwimm­en, gefangen sind sie alle in dieser kleinen, geschlosse­nen Welt, in der die große ihre Probe hält.

Als eine „grausam sachliche Prosa“wurde der Stil von Maurizio Torchio einmal beschriebe­n. Der Turiner hätte auch eine pathetisch­e Anklage schreiben können, es wurde eine nüchterne Beschreibu­ng der Welt, wie sie ist, hermetisch, ausweglos, kafkaesk. Sie ist bevölkert von erstaunlic­hen und sonderbare­n Figuren wie dem Gefängnisd­irektor, der nur in seiner Anstalt existieren kann.

Der Erzähler, so viel ist gewiss, wird sein Leben hinter Mauern beenden, er wird vergessen sein, seine Verbrechen, seine Opfer auch. Selbst das Gefängnis wird irgendwann zu Staub zerfallen. Noch ist er dazu nicht bereit. Ein starkes Buch.

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