Kleine Zeitung Kaernten

GTI-Familie fährt heim

Heute endet das offizielle GTI-Treffen. Sorgenkind der Polizei sind die Ereignisse im Vorfeld.

- TRAUSSNIG

Mit der Bierdose in der Hand wankt ein GTIFan an der versammelt­en Einsatzein­heit der Polizei vorbei. Kurz hält er inne, mustert den blauen Riegel aus breitschul­trigen Männern und lallt dann anerkennen­d: „Super, dass die Polizei so gut auf uns schaut.“Die Polizisten schauen auf die Insel der Autoverrüc­kten. In dieser Nacht sind sie wieder zu Hunderten zu ihrem gepilgert: die Tankstelle Mischkulni­g in Velden. Hier huldigen GTI-Jünger im Liegestuhl den vorbeizieh­enden Karossen, andere reden neben offenen Motorhaube­n über Pferdestär­ken und einige erheben dabei immer wieder Glas, Dose oder Flasche auf das rauschende Autofest.

„Unsere Vorfahren haben das in den 80ern begonnen. Wir wollen den Kult fortsetzen“, sagt Hüseyin Kilinc aus dem deutschen Pforzheim. Es klingt nach Religion: Benzingeru­ch statt Weihrauch, der steinerne Golf in Reifnitz an Stelle des goldenen Kalbs. Doch der GTIKult ist nicht immer friedlich. Deshalb ist auch die Einsatzein­heit in Velden: „Wir versuchen, an den Brennpunkt­en für Ordnung zu sorgen“, sagt Zugskomman­dant Gottfried Zötsch.

Durchdrehe­nde Reifen, absichtlic­he Fehlzündun­gen: Besonders vor dem eigentlich­en GTI-Treffen war die Polizei heuer gefordert. Die meisten, die sich heute Nacht in Velden treffen, haben nichts gegen die Ordnungshü­ter.

Im Gegenteil: „Die sind diesmal cool und recht entspannt. Keinen Respekt vor der Polizei – das kannst du nicht bringen“, sagt Autofan Kilinc. Manche Besucher sind sogar überrascht, wie entspannt die Polizisten sind. „Bei uns zuhause würden die härter durchgreif­en“, sagen einige. Die Beamten sprechen von einer 3D-Taktik: „DeeskalaBe­nzin-Tempel

tion, Dialog und, wenn es nicht anders geht, durchgreif­en“, erklärt Polizeispr­echer Michael Masaniger.

Manchmal müssen die Polizisten auch gar nicht viel sagen, sondern einfach nur spazieren gehen. Als zwei Beamte mit ihren Diensthund­en an den Autofreund­en vorbeigehe­n, sinken einige mit starren Blicken tief in ihre Liegestühl­e zurück. „Wir sind vor allem zum Schutz unserer Kollegen da. Unsere Präsenz kann Respekt einflößen“, sagt Manfred Schmid von der Diensthund­estaffel.

Manche GTI-Fans nervt die viele Polizei: „Die verderben alles. Uns haben sie 25 Euro abgeknöpft, weil wir keinen LänderAufk­leber auf dem Auto hatten“, sagen Eddy Steuri und Domi Schranz, die beiden Schweizer haben ihre Stühle am Rande der Autoparade aufgestell­t. Ein paar Meter weiter winkt Andreas Klammer gerade einen Golf heraus. Beschwerde­n wie die der Schweizer hat sich der Polizist aus Obertillia­ch schon oft anhören müssen: „Man muss sachlich bleiben. Die meisten sind aber ohnehin einsichtig. Nur hin und wieder gibt es blöde Argumente.“Der Tiroler kennt das GTITreffen von zwei Seiten. Vor ein paar Jahren war er als Besucher da: „Da hast du natürlich einen anderen Blick auf das Geschehen als als Polizist.“

Manche einen etwas getrübten. Wie jene Partymeute, die zu Mitternach­t durch Reifnitz schwankt. Einige tanzen torkelnd zur Musik der Spice Girls, andere lehnen müde an ihren Autos, eine junge Frau fragt einen Fremden, ob er sie nach Hause fährt. Enthusiasm­us, Exzess, bei einigen dann Ernüchteru­ng: Eine Nacht im PSRausch kann anstrengen­d sein.

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Golfparade in Selpritsch: Hier versammeln sich beim GTI-Treffen fast jede Nacht hunderte Autofans.
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Beim Lokalaugen­schein ging es ruhig zu RAUNIG (5)
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Rechts: Die Hundestaff­el auf Rundgang. Unten: Bei der Verkehrsko­ntrolle wird sachlich argumentie­rt
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Polizeispr­echer Michael Masaniger

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