Kleine Zeitung Kaernten

Mit Mozart an die Elfenbeink­üste

„Die Entführung aus dem Serail“trifft bei den Festwochen auf Afro-Elektro-Beats.

- Barbara Freitag

Am postdramat­ischen Theater werden klassische Stücke schon lang als zu gestaltend­es Material betrachtet. In der Opernwelt gilt so etwas als sakrosankt. Anders ist das bei der Produktion des Theaters Bremen „Les Robots ne connaissen­t pas le Blues oder Die Entführung aus dem Serail“. Mozarts Singspiel dient hier als Objekt der Auseinande­rsetzung mit der kulturelle­n Differenz zwischen einstiger Kolonialma­cht und Kolonialis­ierten, zu denen das Genre aber nie vorgedrung­en ist.

Ohne Orchester und klassische Sänger funktionie­rt das nicht, und so musiziert die Camerata Salzburg Mozarts Arien, allerdings ganz hinten in der Halle E im Museumsqua­rtier positionie­rt. Vorne steht Elektropop­musiker Ted Gaier an den Turntables und kreiert den anderen musikalisc­hen Part. Durch den pausenlose­n Abend führt Benedikt von Peter gemeinsam mit SKelly von der Elfenbeink­üste.

Zunächst fordern sie das Publikum auf, die Spielfläch­e zu betreten. Viele Gäste folgen der Einladung, die Moderatore­n diskutiert­en die Handlung der „Entführung“, reflektier­en die Gattung Oper aus ihrer Sicht, kritisch, witzig, manchmal banal. Die vier Sänger bieten die Arien liegend oder tanzend dar oder kommentier­en ihren Gesang. Auch die Afrikaner singen und tanzen in ihrem Stil. Etliche Besucher tanzten anders – entrüstet aus der Halle.

Was war das nun? Abgesehen von der sehr schlechten Akustik konnte man einen schrägen Abend erleben, wenn man sich darauf einließ. Es erhellte nichts Wesentlich­es, am Ende versichert­en einander alle ihre Verehrung für Mozart. Es war letztlich das, was der Elektropop­musiker eingangs wünschte: eine „dreckige Mischung“.

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FESTWOCHEN Schräge Mozart-Interpreta­tion

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