Mit Mozart an die Elfenbeinküste
„Die Entführung aus dem Serail“trifft bei den Festwochen auf Afro-Elektro-Beats.
Am postdramatischen Theater werden klassische Stücke schon lang als zu gestaltendes Material betrachtet. In der Opernwelt gilt so etwas als sakrosankt. Anders ist das bei der Produktion des Theaters Bremen „Les Robots ne connaissent pas le Blues oder Die Entführung aus dem Serail“. Mozarts Singspiel dient hier als Objekt der Auseinandersetzung mit der kulturellen Differenz zwischen einstiger Kolonialmacht und Kolonialisierten, zu denen das Genre aber nie vorgedrungen ist.
Ohne Orchester und klassische Sänger funktioniert das nicht, und so musiziert die Camerata Salzburg Mozarts Arien, allerdings ganz hinten in der Halle E im Museumsquartier positioniert. Vorne steht Elektropopmusiker Ted Gaier an den Turntables und kreiert den anderen musikalischen Part. Durch den pausenlosen Abend führt Benedikt von Peter gemeinsam mit SKelly von der Elfenbeinküste.
Zunächst fordern sie das Publikum auf, die Spielfläche zu betreten. Viele Gäste folgen der Einladung, die Moderatoren diskutierten die Handlung der „Entführung“, reflektieren die Gattung Oper aus ihrer Sicht, kritisch, witzig, manchmal banal. Die vier Sänger bieten die Arien liegend oder tanzend dar oder kommentieren ihren Gesang. Auch die Afrikaner singen und tanzen in ihrem Stil. Etliche Besucher tanzten anders – entrüstet aus der Halle.
Was war das nun? Abgesehen von der sehr schlechten Akustik konnte man einen schrägen Abend erleben, wenn man sich darauf einließ. Es erhellte nichts Wesentliches, am Ende versicherten einander alle ihre Verehrung für Mozart. Es war letztlich das, was der Elektropopmusiker eingangs wünschte: eine „dreckige Mischung“.