Nur im Titel kommt die Bildung vor
G eschafft! Die Bildungsreform ist „unter Dach und Fach“. Man konnte schlussendlich sogar noch die Grünen ins Boot holen und damit eine Zweidrittelmehrheit zustande bringen. Mit so einem Ergebnis, knapp vor der Sommerpause, kann man sich doch sehen lassen? Oder?
Tatsache ist aber, dass es nur eine „halbe“Bildungsreform war. Dieser verwaltungstechnischen Reform muss jetzt eine folgen, welche die Wissensverbesserung zum Ziel hat! Bei den Untertiteln des offiziellen aktuellen Papiers geht es um „Mehr Entscheidungsgewalt für Direktoren“, um „Schulzeiten und 50-Minuten-Einheiten“, um „Ausstattung und Start in ein neues digitales Zeitalter“. Ausgenommen im Titel kommt „Bildung“nicht vor. Der Begriff hatte sich nur irgendwie in den Arbeitstitel geschlichen.
Oder dachten die Verantwortlichen dabei gar nur an ein besseres Verkaufsargument? „Schulverwaltungstechnische Reform“sollte es eigentlich heißen. Denn mehr (aber auch nicht weniger) ist das ganze nicht.
Eine ernsthafte und für die Zukunft überlebenswichtige Bildungsreform muss rasch der nächste Schritt sein. Sie wäre in dieser schnelllebigen Zeit wichtiger als alles andere! Vom Ethikunterricht bis zum Erhalt von Kleinschulen, von Philosophie bis zum selbstständigen Denken, vom globalen Dorf bis hin zum Umgang mit modernen Technologien. N atürlich kann man mir jetzt (politische) Naivität vorwerfen. Immerhin: Welcher Politiker wünscht sich gut (aus)gebildete Wähler an der Urne? Aber ein wenig träumen wird man doch noch dürfen. Zum Beispiel von einer Welt, in der die Kinder lernen, keine Angst zu haben, dass alles, wirklich alles, hinterfragenswert ist. Dass jeder Mensch ein Recht auf Antworten hat oder dass es viele Wahrheiten gibt. Nicht nur eine, wie es Populisten immer behaupten.
Wenn man eine verwaltungstechnische Reform als „Bildungsreform“verkauft, dann sollte man in Zukunft wenigstens vor jede Schule ein Schild mit der Aufschrift „Vorsicht Baustelle: Eltern haften für ihre Kinder“hinstellen! Dann ist die Politik aus dem Schneider . . .
„Welcher Politiker wünscht sich denn gut (aus)gebildeteWähleran der Urne? Aber ein wenig träumen wird man noch dürfen.“