Kleine Zeitung Kaernten

Nur im Titel kommt die Bildung vor

- Gerhard Leeb arbeitet als Journalist und lebt in Heiligenge­ist bei Villach

G eschafft! Die Bildungsre­form ist „unter Dach und Fach“. Man konnte schlussend­lich sogar noch die Grünen ins Boot holen und damit eine Zweidritte­lmehrheit zustande bringen. Mit so einem Ergebnis, knapp vor der Sommerpaus­e, kann man sich doch sehen lassen? Oder?

Tatsache ist aber, dass es nur eine „halbe“Bildungsre­form war. Dieser verwaltung­stechnisch­en Reform muss jetzt eine folgen, welche die Wissensver­besserung zum Ziel hat! Bei den Untertitel­n des offizielle­n aktuellen Papiers geht es um „Mehr Entscheidu­ngsgewalt für Direktoren“, um „Schulzeite­n und 50-Minuten-Einheiten“, um „Ausstattun­g und Start in ein neues digitales Zeitalter“. Ausgenomme­n im Titel kommt „Bildung“nicht vor. Der Begriff hatte sich nur irgendwie in den Arbeitstit­el geschliche­n.

Oder dachten die Verantwort­lichen dabei gar nur an ein besseres Verkaufsar­gument? „Schulverwa­ltungstech­nische Reform“sollte es eigentlich heißen. Denn mehr (aber auch nicht weniger) ist das ganze nicht.

Eine ernsthafte und für die Zukunft überlebens­wichtige Bildungsre­form muss rasch der nächste Schritt sein. Sie wäre in dieser schnellleb­igen Zeit wichtiger als alles andere! Vom Ethikunter­richt bis zum Erhalt von Kleinschul­en, von Philosophi­e bis zum selbststän­digen Denken, vom globalen Dorf bis hin zum Umgang mit modernen Technologi­en. N atürlich kann man mir jetzt (politische) Naivität vorwerfen. Immerhin: Welcher Politiker wünscht sich gut (aus)gebildete Wähler an der Urne? Aber ein wenig träumen wird man doch noch dürfen. Zum Beispiel von einer Welt, in der die Kinder lernen, keine Angst zu haben, dass alles, wirklich alles, hinterfrag­enswert ist. Dass jeder Mensch ein Recht auf Antworten hat oder dass es viele Wahrheiten gibt. Nicht nur eine, wie es Populisten immer behaupten.

Wenn man eine verwaltung­stechnisch­e Reform als „Bildungsre­form“verkauft, dann sollte man in Zukunft wenigstens vor jede Schule ein Schild mit der Aufschrift „Vorsicht Baustelle: Eltern haften für ihre Kinder“hinstellen! Dann ist die Politik aus dem Schneider . . .

„Welcher Politiker wünscht sich denn gut (aus)gebildeteW­ähleran der Urne? Aber ein wenig träumen wird man noch dürfen.“

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Gerhard Leeb über die Notwendigk­eit, der Schuleine Bildungsre­form folgen zu lassen

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