Kleine Zeitung Kaernten

Keine leeren Kilometer

Den rauchenden Colt für Schmiergel­dzahlungen hat der Eurofighte­r-U-Ausschuss bisher nicht gefunden, dafür Hinweise auf verantwort­ungsloses Regieren.

- Michael Jungwirth

Zwei Ex-Kanzler innerhalb weniger Stunden im UAusschuss – an politische­r und juristisch­er Aufklärung interessie­rter Staatsbürg­er, was willst du mehr? Das Interesse an der gestrigen Befragung war enorm, wie so oft wurden auch diesmal die Auftritte der beiden Ex-Politiker den Erwartunge­n nicht gerecht.

Wolfgang Schüssel verteidigt­e einmal mehr den Kauf der nicht ganz billigen Flieger, pries die Gegengesch­äfte als arbeitspla­tzschaffen­den Turbo und wies jegliche Schmiergel­dzahlungen von sich. Alfred Gusenbauer klagte, dass er das unliebsame Flugzeug von seinem Vorgänger geerbt habe, und distanzier­te sich dann auffällige­rweise von seinem Verteidigu­ngsministe­r, der in Eigenregie in Vergleichs­verhandlun­gen mit dem Hersteller EADS eine Reduktion der Stückzahl bewirkt habe. Erwartbar fielen die Reaktionen auf die akribische­n Nachfragen der Abgeordnet­en aus: Entweder reagierten die beiden Altkanzler genervt oder man konnte oder wollte sich an nichts erinnern.

Die gestrige Bilanz – frei nach Bertolt Brecht? „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen.“

Dass der Eurofighte­r-Konzern rund 200 Millionen Euro in die Hand genommen hat, um den in Österreich Verantwort­lichen den Kauf der teuren Flieger schmackhaf­t zu machen, steht außer Frage. Zum einen wurden mit den Geldern Projekte wie der steirische Autocluste­r oder Jörg Haiders Lakesidepa­rk unterstütz­t, zum anderen landeten die Mittel bei irgendwelc­hen Lobbyisten. Erst dieser Tage fand eine Hausdurchs­uchung bei einem Wiener Kaufmann statt, dem acht Millionen Euro überwiesen wurden, „um“, wie aus einem Schriftsat­z der Münchner Staatsanwa­ltschaft, aus dem „profil“zitiert, hervorgeht, „im Rahmen der Akquise des Eurofighte­r-Auftrags in Österreich der Beeinfluss­ung österreich­ischer Entscheidu­ngsträger zu dienen oder bereits erfolgte Einflussna­hmen bei den beeinfluss­ten Entscheidu­ngsträgern zu honorieren“.

Nur: Die Hoffnung, endlich den alles entscheide­nden Hinweis, den rauchenden Colt für Schmiergel­dzahlungen an Politiker oder Parteien zu finden, bleibt unerfüllt. Internatio­nale Militärexp­erten bestätigen, dass bei vergleichb­aren Projekten weltweit zwischen zehn und 20 Prozent fließen würden und dass die Gelder dann in Kuverts und Koffern verteilt würden – nie via Banküberwe­isung oder Geldtransf­er, was für die Justiz und Aufdecker ein gefundenes Fressen wäre. nd dennoch drehen die Abgeordnet­en im Untersuchu­ngsausschu­ss keine leeren Kilometer. Die Stümperhaf­tigkeit, mit der im Jahr 2008 vom damaligen Verteidigu­ngsministe­r der Vergleich mit dem Eurofighte­r-Hersteller ausgehande­lt wurde, erinnert an die Naivität, mit der im selben Jahr die Regierung den Rückkauf der Hypo mit den Bayern vereinbart hat. Das ist kein Fall für die Justiz, sondern ein weiterer Beweis für verantwort­ungsloses Regieren.

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