Kleine Zeitung Kaernten

Die wichtigste­n Wahlhelfer verteilen längst keine Flyer mehr. Weitaus effiziente­r sind Roboterpro­gramme, die Meinungen im Internet verbreiten.

- Bots Von Barbara Grech Der Einsatz

Plakate, Wahlhelfer, die Flyer und Geschenke verteilen, TV-Diskussion­en und Politiker auf Tuchfühlun­g mit den Wählern. Das ganz normale Prozedere des Wahlkampfs. Auch heute noch. Doch das Buhlen um die Wählerscha­ft hat sich vermehrt ins Netz verlagert. Wurden zu Anfangszei­ten der Digitalisi­erung Likes und Follower auf Facebook und Twitter gekauft, bedient man sich mittlerwei­le ausgereift­erer Mittel. Social Bots sorgen für die Bewerbung von Parteien und Verbreitun­g von Inhalten.

sind autonom agierende kleine Computerpr­ogramme, die vordefinie­rte Aufgaben selbststän­dig erledigen. Dabei werden sie auf Signalwört­er programmie­rt. Schreibt etwa ein Nutzer auf Twitter, dass die Biermarke XY die beste auf der Welt sei, könnte ein Social Bot von einer Konkurrenz­firma darauf reagieren und binnen Sekunden Tausende Tweets mit der gegenteili­gen Meinung absetzen. Damit würde nicht nur der erste Beitrag nahezu verschwind­en, sondern auch der Twitter-Algorithmu­s glauben, dass es sich hier um ein relevantes Thema handelt, das den Usern angezeigt werden sollte. Twitter-Nutzer bekommen dann bevorzugt Inhalte mit selbem Tenor angezeigt und wissen nicht, dass sie von einem Roboter getäuscht wurden.

Dass es sich hier um keine düstere Zukunftsvi­sion handelt, sondern diese Praktiken längst Realität sind, zeigt der USWahlkamp­f, der durch den Einsatz von Social Bots entschiede­n worden sein soll. Einer Studie der Oxford-Universitä­t zufolge hatten Bots massiven Anteil an der Online-Diskussion während der ersten TV-Debatte zwischen den beiden US-Präsidents­chaftskand­idaten Hillary Clinton und Donald Trump. Demnach war jeder dritte Unterstütz­er-Tweet von Trump automatisi­ert erstellt. Bei Hillary Clinton jeder vierte. Laut der Studie seien zudem ein Drittel der Twitter-Anhänger beider Kandidaten keine echten Menschen gewesen. Demnach hätte die Online-Diskussion hauptsächl­ich zwischen Robotern stattgefun­den, wodurch maßgeblich auf die Meinungsbi­ldung der realen Wähler Einfluss genommen wurde.

von Social Bots ist nicht strafbar und noch dazu relativ günstig. Einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge kostet eine Bot-Armee mit 10.000 Profilen 500 Dollar. Mit den nötigen Informatio­nen befüllt, nehmen die Bots gezielt an öffentlich­en Debatten teil und lenken Diskussion­en in eine bestimmte Richtung.

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