Die wichtigsten Wahlhelfer verteilen längst keine Flyer mehr. Weitaus effizienter sind Roboterprogramme, die Meinungen im Internet verbreiten.
Plakate, Wahlhelfer, die Flyer und Geschenke verteilen, TV-Diskussionen und Politiker auf Tuchfühlung mit den Wählern. Das ganz normale Prozedere des Wahlkampfs. Auch heute noch. Doch das Buhlen um die Wählerschaft hat sich vermehrt ins Netz verlagert. Wurden zu Anfangszeiten der Digitalisierung Likes und Follower auf Facebook und Twitter gekauft, bedient man sich mittlerweile ausgereifterer Mittel. Social Bots sorgen für die Bewerbung von Parteien und Verbreitung von Inhalten.
sind autonom agierende kleine Computerprogramme, die vordefinierte Aufgaben selbstständig erledigen. Dabei werden sie auf Signalwörter programmiert. Schreibt etwa ein Nutzer auf Twitter, dass die Biermarke XY die beste auf der Welt sei, könnte ein Social Bot von einer Konkurrenzfirma darauf reagieren und binnen Sekunden Tausende Tweets mit der gegenteiligen Meinung absetzen. Damit würde nicht nur der erste Beitrag nahezu verschwinden, sondern auch der Twitter-Algorithmus glauben, dass es sich hier um ein relevantes Thema handelt, das den Usern angezeigt werden sollte. Twitter-Nutzer bekommen dann bevorzugt Inhalte mit selbem Tenor angezeigt und wissen nicht, dass sie von einem Roboter getäuscht wurden.
Dass es sich hier um keine düstere Zukunftsvision handelt, sondern diese Praktiken längst Realität sind, zeigt der USWahlkampf, der durch den Einsatz von Social Bots entschieden worden sein soll. Einer Studie der Oxford-Universität zufolge hatten Bots massiven Anteil an der Online-Diskussion während der ersten TV-Debatte zwischen den beiden US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump. Demnach war jeder dritte Unterstützer-Tweet von Trump automatisiert erstellt. Bei Hillary Clinton jeder vierte. Laut der Studie seien zudem ein Drittel der Twitter-Anhänger beider Kandidaten keine echten Menschen gewesen. Demnach hätte die Online-Diskussion hauptsächlich zwischen Robotern stattgefunden, wodurch maßgeblich auf die Meinungsbildung der realen Wähler Einfluss genommen wurde.
von Social Bots ist nicht strafbar und noch dazu relativ günstig. Einer Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zufolge kostet eine Bot-Armee mit 10.000 Profilen 500 Dollar. Mit den nötigen Informationen befüllt, nehmen die Bots gezielt an öffentlichen Debatten teil und lenken Diskussionen in eine bestimmte Richtung.