Auf der Suche nach der Wahrheit Fake News und Lügenpresse: Medienkonsumenten fällt es in Zeiten von Facebook und Co. immer schwerer, den Wahrheitsgehalt von Artikeln zu prüfen.
Amerikanischer Wahlkampf 2016: Ein wahlberechtigter Staatsbürger ist am Tag vor der Wahl noch unschlüssig, wem er seine Stimme geben soll. Da stößt er auf einen Facebook-Artikel, der schildert, dass der Papst den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump unterstützen würde. Auch er gab Trump seine Stimme. Das Facebook-Posting entsprach nicht der Wahrheit. Wahrheit ist in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co. ein dehnbarer Begriff. Recherche ist zweitrangig, je reißerischer die Headline, umso mehr Menschen lesen den Artikel dahinter. Ein anderes Beispiel – auch aus dem US-Wahlkampf: Hillary Clinton sei Chefin eines Kinderpornorings, hieß es und die frei erfundene Geschichte wurde gelesen.
Fake News werden weltweit zum Risikofaktor für den Nachrichtenkonsumenten. Wie kann man noch sichergehen, dass stimmt, was man liest? Unlängst wanderte auch ORF-Journalist Hanno Settele auf den Spuren der Wahrheit. Er interviewte dazu den ehemaligen Politiker und Wahlkampfleiter Stefan Petzner. „Er ist, wie ich finde, der Großvater der heimischen Fake-News-Produktion“, sagte Settele damals im Interview mit der Kleinen Zeitung. „Menschen, die Verschwörungstheorien glauben möchten, wird man nicht von der Wahrheit überzeugen können“, sagt Settele weiter. Seinen JournalistenKollegen rät er zu Sorgfalt: „Es ist schwer, ein Patentrezept gegen Fake News anzuwenden: Wir müssen unsere Arbeit noch besser und genauer machen“, sagt Settele.
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Obwohl nur 0,45 Prozent der US-Amerikaner von Fake News beeinflusst ihre Stimme am Wahltag vergaben, fürchten sich Politik-Experten vor der wachsenden Bedrohung unwahrer Nachrichten. Schon für 14 Prozent dienen soziale Netzwerke als Hauptnachrichtenquelle, die Tendenz ist steigend. „Fake News sind eine Gefährdung für die Demokratie. In sozialen Netzwerken kann jeder zum Sender von Meldungen werden. Soziale Netzwerke übernehmen als Träger dieser Inhalte aber nicht die Verantwortung, die Medien übernehmen“, sagt Politikanalyst Peter Plaikner. Er ruft einerseits die Gesetzgebung auf, für Falschnachrichten einen Strafrahmen zu setzen, sieht aber auch den Leser in der Verantwortung: „Man bemerkt, ob ein Text neutral verfasst wurde oder ob der Autor Absichten verfolgt. Ist man sich unsicher, hilft ein Vergleich mit anderen Quellen – vor allem mit den etablierten Medien. Wenn sie nichts dergleichen oder ganz anders berichten, ist das ein Indiz für eine Falschnachricht. Digitales ‚Hörensagen‘ hat nicht einmal den Wert von Stammtisch-Gerüchten. Denn dort wäre die Quelle oder der Weiterträger wenigstens greifbar“, so Plaikner.