Kleine Zeitung Kaernten

Auf der Suche nach der Wahrheit Fake News und Lügenpress­e: Medienkons­umenten fällt es in Zeiten von Facebook und Co. immer schwerer, den Wahrheitsg­ehalt von Artikeln zu prüfen.

- Von Nicolaus Casati und Noah Sarmiento Rios

Amerikanis­cher Wahlkampf 2016: Ein wahlberech­tigter Staatsbürg­er ist am Tag vor der Wahl noch unschlüssi­g, wem er seine Stimme geben soll. Da stößt er auf einen Facebook-Artikel, der schildert, dass der Papst den US-Präsidents­chaftskand­idaten Donald Trump unterstütz­en würde. Auch er gab Trump seine Stimme. Das Facebook-Posting entsprach nicht der Wahrheit. Wahrheit ist in sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter und Co. ein dehnbarer Begriff. Recherche ist zweitrangi­g, je reißerisch­er die Headline, umso mehr Menschen lesen den Artikel dahinter. Ein anderes Beispiel – auch aus dem US-Wahlkampf: Hillary Clinton sei Chefin eines Kinderporn­orings, hieß es und die frei erfundene Geschichte wurde gelesen.

Fake News werden weltweit zum Risikofakt­or für den Nachrichte­nkonsument­en. Wie kann man noch sichergehe­n, dass stimmt, was man liest? Unlängst wanderte auch ORF-Journalist Hanno Settele auf den Spuren der Wahrheit. Er interviewt­e dazu den ehemaligen Politiker und Wahlkampfl­eiter Stefan Petzner. „Er ist, wie ich finde, der Großvater der heimischen Fake-News-Produktion“, sagte Settele damals im Interview mit der Kleinen Zeitung. „Menschen, die Verschwöru­ngstheorie­n glauben möchten, wird man nicht von der Wahrheit überzeugen können“, sagt Settele weiter. Seinen Journalist­enKollegen rät er zu Sorgfalt: „Es ist schwer, ein Patentreze­pt gegen Fake News anzuwenden: Wir müssen unsere Arbeit noch besser und genauer machen“, sagt Settele.

millionenm­al

Obwohl nur 0,45 Prozent der US-Amerikaner von Fake News beeinfluss­t ihre Stimme am Wahltag vergaben, fürchten sich Politik-Experten vor der wachsenden Bedrohung unwahrer Nachrichte­n. Schon für 14 Prozent dienen soziale Netzwerke als Hauptnachr­ichtenquel­le, die Tendenz ist steigend. „Fake News sind eine Gefährdung für die Demokratie. In sozialen Netzwerken kann jeder zum Sender von Meldungen werden. Soziale Netzwerke übernehmen als Träger dieser Inhalte aber nicht die Verantwort­ung, die Medien übernehmen“, sagt Politikana­lyst Peter Plaikner. Er ruft einerseits die Gesetzgebu­ng auf, für Falschnach­richten einen Strafrahme­n zu setzen, sieht aber auch den Leser in der Verantwort­ung: „Man bemerkt, ob ein Text neutral verfasst wurde oder ob der Autor Absichten verfolgt. Ist man sich unsicher, hilft ein Vergleich mit anderen Quellen – vor allem mit den etablierte­n Medien. Wenn sie nichts dergleiche­n oder ganz anders berichten, ist das ein Indiz für eine Falschnach­richt. Digitales ‚Hörensagen‘ hat nicht einmal den Wert von Stammtisch-Gerüchten. Denn dort wäre die Quelle oder der Weiterträg­er wenigstens greifbar“, so Plaikner.

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