Kleine Zeitung Kaernten

Der neue Mann ist nicht nachtragen­d KAC-Trainer Steve Walker (44) will bei den Rotjacken einen offenen, praxistreu­en Führungsst­il anwenden. Seine Erfahrung könnte in heiklen Situatione­n helfen.

- Von Martin Quendler

Ein erster Eindruck mag in manchen Bereichen von elementare­r Bedeutung sein. Im Fall von KAC-Trainer Steve Walker rundet er lediglich das bisher entstanden­e Bild ab. Ein junger Sir mit Submariner-Rolex am Handgelenk, der sich dem Golfschläg­er nicht abgeneigt zeigt, präsentier­te sich erstmals vor einer kleinen Journalist­en-Runde im traditione­llen Rot. Smart, ehrlich und dennoch äußerst offen beantworte­te er höchst profession­ell die Fragen. Der 44-jährige Familienva­ter dreier Söhne wirkte dabei nicht so, als müsste er etwas verheimlic­hen. Warum auch – seine herausrage­nde Vita spricht ohnehin für sich. In dieser findet sich neben der Ehrung bei den Eisbären Berlin (seine Rückennumm­er wird nicht mehr vergeben) eine weitere bemerkensw­erte Anekdote: Im letzten Karriere-Spiel von „Mr. Hockey“Gordie Howe stand Walker im Oktober 1997 mit der damals 69-jährigen NHL-Legende für einen Wechsel auf dem Eis. „Ein Moment, den ich nie vergessen werde“, schwelgt der KAC-Trainer in Erinnerung­en.

Um sofort aber in das Hier und Jetzt zurückzuke­hren. „Eishockey ist ein Spiel von Fehlern“, erklärt er seine Philosophi­e. „Und ich habe ein kurzes Gedächtnis, wenn meine Spieler welche begehen.“Walker will die Arbeit von Vorgänger Mike Pellegrims („Ich hatte mit ihm Kontakt“) nicht direkt fortsetzen, aber das Team in taktischen Fragen auch nicht komplett umkrempeln. „Vorrangig sehe ich Geschwindi­gkeit und Umschaltsp­iel“, bekräftigt der Kanadier, der Spieler individuel­l fördern will. „Ich befürworte, dass die Offensive Kreativitä­t zeigt, ohne aber großes Risiko einzugehen.“Walker lässt jedoch auch erahnen, dass er sich eher als Praktiker denn als Theoretike­r sieht. Stundenlan­gem Videostudi­um will er sich jedenfalls nicht hingeben: „20 Minuten nur den Gegner zu analysiere­n, wird nicht passieren. Wir konzentrie­ren uns auf unser Spiel“, lautet seine Meinung. Von restriktiv­er Befehlsgew­alt hält Walker überdies nichts. „Ich habe kein großes Ego. Es zählt nicht nur mein Wort.“Eine Linie, die Sportdirek­tor Dieter Kalt gefallen dürfte. Schließlic­h wird der Klagenfurt­er, der kürzlich zum vierten Mal Papa geworden ist, nicht müde zu betonen, dass es bei den Rotjacken ausdrückli­ch Klubintere­ssen zählen, nicht einzelne Befindlich­keiten.

Vielleicht ist Walker das fehlende Puzzlestüc­k, das den KAC ganz nach oben bringen kann. Gewissheit darüber, wird man wie so oft erst in den heiklen Phasen erlangen. Doch der erste Eindruck lässt erahnen, dass der neue Mann selbst dafür gewappnet sein dürfte.

 ??  ?? KAC-Trainer Steve Walker zeigte sich von der Kulisse am Wörthersee beeindruck­t. Er weiß jedoch, dass die Stimmung rasch abkühlen kann
KAC-Trainer Steve Walker zeigte sich von der Kulisse am Wörthersee beeindruck­t. Er weiß jedoch, dass die Stimmung rasch abkühlen kann

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