Merkel und Kurz: Treffen der Gegenpole
ÖVP-Chef Sebastian Kurz trifft vor dem EU-Gipfel Kanzlerin Merkel in Brüssel. Es ist das erste Vieraugengespräch der beiden.
Zur deutschen Kanzlerin als ausländischer Politiker vorgelassen zu werden, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit – es sei denn, man ist Regierungschef oder Parteichef, sofern die Bewegung derselben Parteienfamilie wie die CDU angehört. So ist es nicht verwunderlich, dass Außenminister Sebastian Kurz noch nie Angela Merkel bilateral getroffen hat. Man lief sich bei diversen Veranstaltungen über den Weg, letztens beim Gipfel der EU-Volkspartei (EVP) in Malta, zuletzt wechsel- ten Kurz und Merkel bei einer Veranstaltung der Jungen Union vor zwei Jahren ein paar Worte.
Im Umfeld des heute in Brüssel beginnenden, zweitägigen EU-Gipfels kommen um 14 Uhr Kurz und Merkel zu einer halbstündigen Unterredung zusammen. Im Mittelpunkt des Gesprächs steht unweigerlich die Frage, die die beiden in den letzten zwei Jahren entzweit hat: der Umgang mit der Flüchtlingskrise. In der Frage der Schließung der Balkanroute bildeten Merkel und Kurz in der europäischen Öffentlichkeit über Monate die Gegenpole. Merkel wollte den Zustrom über den EU-Deal mit der Türkei drosseln, Kurz betrieb die simple Schließung der griechisch-mazedonischen Grenze. Zentrales Thema der heutigen Aussprache sind die Schließung der Mittelmeerroute, ein etwaiger Marschallplan für Afrika und Maßnahmen für Nordafrika. Kurz trifft heute außerdem Ungarns Premier Viktor Orbán.
Premiere feiert beim EUGipfel in Brüssel Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Zum Auftakt der Veranstaltung werden die Staats- und Regierungschefs den verstorbenen deutschen Kanzler Helmut Kohl in Form einer Schweigeminute würdigen.
Wohin die bisher in London beheimatete EU-Arzneimittelagentur übersiedelt, entscheidet sich im Herbst.