Vom Leid, das die Hitze bringt
Der extreme Sommerbeginn hält das Land mit Dürre, Bränden, aber auch Gewittern in Atem. Feuer- und Grillverbote gelten, bis zur Abkühlung wird es dauern.
Auch wenn die Bewohner mancher Orte in Österreich (etwa in Oberkärnten, im Lavanttal oder der Südoststeiermark), die zuletzt von Hagel oder Überschwemmungen nach heftigen Gewittern heimgesucht wurden, es kaum glauben können: Dieser Frühsommer ist einer der trockensten seit Messbeginn 1856. Zählt man die Regenmengen im Mai und im bisherigen Juni österreichweit zusammen, ergibt sich laut Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg) ein sattes Minus von 40 Prozent.
Das Wetter hält das ganze Land pünktlich seit Sommerbeginn im Schwitzkasten – auf verschiedene Arten: Für den Montag werden bis zu 37 Grad erwartet. Neben extremen Temperaturen und Unwettern (siehe Bundeslandteil) gibt es auch Ernteausfälle (siehe Artikel rechts unten), Dürre und Brände. Wobei heuer vor allem kleinregional die Unterschiede enorm ausfallen: Während es mancherorts in Minuten 50 Liter „ausschüttet“(z. B. gestern in St. Anna am Aigen), bleiben im Nachbarort Straßen trocken.
Die extremen Seiten des Wetters machen besondere Maßnahmen erforderlich: In Wien gilt mittlerweile ein Grillverbot auf öffentlichen Plätzen. Laut MA 49 werde diese Maßnahme erst bei Niederschlägen wieder aufgehoben. Seit heute gilt im von Flurbränden und Ernteausfällen betroffenen Oberösterreich ein Feuer- und Rauchverbot in den Wäldern. In Tirol gab es heuer bereits 25 Waldbrände, in Niederösterreich ist die Anzahl der Waldbrände im Jahresvergleich drei Mal so hoch. Für Harald Seidl von der Zamg „schaut es durchaus danach aus, dass es mit der Hitze weitergeht“. Natürlich werde es immer kleine „Dellen“geben im Temperaturverlauf, aber das auf sehr hohem Niveau. Die Hitzewelle habe eigentlich „gerade erst begonnen“. Die Waldbrandgefahr bleibt hoch: „Die Wasserbilanz wird sich durch einzelne Gewitter nur punktuell bessern, es ist zu befürchten, dass sich die Situation noch verschlimmert“, so Seidl. Für die Meteorologen ist bemerkenswert, dass es mit der Erwärmung zuletzt ungewöhnlich schnell ging: Mancherorts kletterte das Thermometer von frischen sieben Grad in der Früh auf 32 Grad am Nachmittag.
der Lage ist vorerst nicht zu rechnen, bestätigt auch der Kärntner ZamgKollege Christian Stefan: „Am Mittwoch lagen die Spitzenwer- te bei 33,1 Grad in Hermagor und 34 Grad in Ferlach. Es bleibt sonnig und heiß im ganzen Land.“Der Höhepunkt werde morgen mit bis zu 35 Grad erreicht, auch die Gewittergefahr hält an. Der Kärntner Hitzeschutzplan bleibt in Kraft: Einen solchen gibt es auch für die Steiermark, flächendeckend in ganz Österreich aber noch nicht. Dahinter stecken keine Formeln, sondern stets gefühlte Temperaturen.
Mediziner warnen vor den Effekten der Hitze auf den Menschen (siehe Artikel rechts oben): Babys und Kleinkinder reagieren besonders empfindlich auf hohe Temperaturen und intensive Sonneneinstrahlung. Hier ist stets besonderer Schutz nötig. Die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) appellierte angesichts der Temperaturen an die Baustellenverantwortlichen und forderte dazu auf, die „Hitzeregelung“anzuwenden. Diese sieht vor, dass bei 35 Grad das Arbeiten im Freien eingestellt werden kann. Die Entscheidung dazu liegt beim Arbeitgeber bzw. bei dessen Beauftragten.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer für jene, die unter der Hitze stöhnen, ist Ende nächster Woche möglich: Dann wird sich auf breiterer Front ein „Trog“, also eine Zone mit niedrigem Luftdruck annähern. „Da könnte ein wenig mehr passieren. Es kann aber sein, dass sich diese Entwicklung wieder abschwächt. Bis dahin wird es auf jeden Fall eine Serie von 30-Grad-Tagen geben“, heißt es bei der Zamg.