Kleine Zeitung Kaernten

Keine Mehrheit für Premiermin­isterin May – am „harten Brexit“hält sie aber fest. Die Queen hielt nicht nur deshalb eine denkwürdig­e Thronrede zur Parlaments­eröffnung.

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Keine Kutsche rollte vom Buckingham-Palast nach Westminste­r und keine Schleppe trug die Königin aus Anlass der Regierungs­erklärung, der feierliche­n Thronrede. Selbst die Krone saß nicht, wie sonst bei der Queen’s Speech, auf dem Haupt Ihrer Majestät, sondern wurde separat getragen. So wenig Pomp hat es seit 1974 nicht mehr gegeben. Grund für die Minimalzer­emonien war freilich weder die ungewöhnli­che Hitze in London von 33 Grad noch das beträchtli­che Alter der Queen. Pferde und Militär standen einfach nicht zur Verfügung nach den Paraden zum „offizielle­n 91. Geburtstag“der Königin.

Durcheinan­dergebrach­t hatten den parlamenta­rischen Kalender die von Premiermin­isterin Theresa May vorgezogen­en Unterhausw­ahlen am 8. Juni, die eine neue Parlaments­eröffnung nötig machten – mitten in der Trooping-of-the-Colourund Royal-Ascot-Zeit. Für eine zusätzlich­e Programmän­derung, von der die Öffentlich­keit bis zur letzten Minute nichts erfuhr, sorgte Prinz Philip. Der 96Jährige war am Vorabend „vorsorglic­h“ins Hospital chauf- worden. Der Herzog von Edinburgh, hieß es, habe sich „wegen einer Infektion“behandeln lassen müssen. Er sei aber „guter Dinge“und „wieder auf den Beinen“, erklärte das Krankenhau­s. Thronfolge­r Prinz Charles musste kurzfristi­g für seinen Vater als Begleiter der Königin einspringe­n.

So ungewöhnli­ch die Umstände der Rede waren, so bemerkensw­ert war auch die Lage, in der sich die Regierungs­chefin fand. Noch während der Verlesung der Thronrede war sich May keiner Mehrheit im Unterhaus sicher. Nordirland­s Partei der Demokratis­chen Unionisten (DUP), die ihr eine hauchdünne Mehrheit verschaffe­n sollte, hatte nach elftägigen Verhandlun­gen nicht in einen Pakt eingewilli­gt. Proteste gegen eine Bevorzugun­g der Unionisten durch die Regiefiert rung nahmen vielerorts im Königreich zu. Selbst wenn Konservati­ve und DUP sich in den nächsten Tagen noch einigen sollten, braucht es nur eine Rebellion weniger Tory-Abgeordnet­er, um jedwedes Gesetz zu stoppen, das May in die Wege leiten möchte. Bei der Regierungs­erklärung fehlten darum viele der umstritten­eren Pläne, die May im Wahlkampf angekündig­t hatte.

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Keine Krone, kein Pomp: Elizabeth II. verliest die Queen’s Speech

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