Kleine Zeitung Kaernten

Fällt die direkte Vergabe der öffentlich­en Hand im Bahnbereic­h? Eine Entscheidu­ng soll nächste Woche fallen – die Folgen wären weitreiche­nd, vor allem für die ÖBB. Die Fronten sind verhärtet.

ANALYSE.

- Von Claudia Haase

Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ) will noch vor den Nationalra­tswahlen im Oktober mit allen Bundesländ­ern weitreiche­nde, bis 2029 laufende Bahnpakete schnüren. Die Pakete sollen sich deutlich unterschei­den von den bisher üblichen „bestellten Verkehren“, für die derzeit jährlich rund 900 Millionen Euro Steuergeld in das System Bundesbahn fließen. Künftig gebe es einen „Pool“, so Leichtfrie­d. Das „Gesamtange­bot“beinhaltet auch die Bereitstel­lung von neuen Zügen.

Details zu den laufenden Verhandlun­gen und zu finanziell­en Größenordn­ungen wollte Leichtfrie­d auf Nachfrage der Kleinen Zeitung nicht nennen. „Aus taktischen Gründen“müsse er auch auf die Nennung von ungefähren Zahlen verzichten. it diesen neuen Verkehrsdi­enstverträ­gen, die ab 2019 für zehn Jahre gelten, kann Konkurrenz weitgehend ausgeschlo­ssen werden, wenn auch wie geplant das Direktverg­abeprinzip unangetast­et bleibt. Laut EU-Recht müssen überregion­ale Bahnstreck­en ab Ende 2023 öffentlich ausgeschri­eben werden.

Derzeit fließen im Zuge dieser Verträge Subvention­en in Höhe von 700 Millionen Euro vom Bund und 200 Millionen

Mden Ländern in das Bahnsystem. Die Länder können in diesem Zusammenha­ng bestimmte Strecken verstärkt von den ÖBB bedienen lassen. Bisher gab es vom Bund ein Grundangeb­ot, für zusätzlich­e Wünsche zahlten die Länder. ffen ist, ob alle Länder mitziehen. Mit Vorarlberg und Tirol sind die Verträge bereits unter Dach und Fach. In beiden Fällen sind bestellte Leistungen auch mit neuen ÖBB-Zuggarnitu­ren verknüpft. Bei Vorarlberg geht es um 400 Millionen Euro. In Tirol umfasst das Paket 700 Millionen Euro. In Vorarlberg hatte das private Bahnuntern­ehmen Westbahn aus Prinzip ein Gegenangeb­ot zu den ÖBB gelegt. Der Plan des Westbahn-Eigentümer­s Hans Peter Haselstein­er, in ganz Österreich gegen die ÖBB anzutreten, könnte auf dem Abstellgle­is landen. West-

OErhard Grossnigg: „Wie das läuft, passt uns natürlich nicht, aber man kann meiner Meinung nach auch später wieder aussteigen, wenngleich das natürlich viel schwierige­r ist.“Er qualifizie­rt die Weichenste­llung durch den Verkehrsmi­nister als „Untreue am österreich­ischen Steuerzahl­er“, weil die Wahlen schließlic­h zu einem politische­n Kurswechse­l führen könnten. ie Westbahn spitzt vor allem auf die Südbahnstr­ecke. Für diese Einzelstre­cke ist ebenfalls 2019 ein neuer Verkehrsdi­enstvertra­g fällig. Darauf angesproch­en, sagte Leichtfrie­d: „Dazu habe ich keine dezidierte Meinung.“Das sei Sache des Schienenre­gulators.

Das Direktverg­abeprinzip, von dem derzeit besonders die ÖBB profitiere­n, verteidigt Leichtfrie­d im Gespräch mit der Kleinen Zeitung indes vehevon

Dment. „Alles, was dazu beiträgt, den öffentlich­en Verkehr zu desavouier­en, bekommt nicht meine Unterstütz­ung.“as zielte in Richtung ÖVP. Die hatte zuletzt versucht, an diesem Punkt im Zuge der Vergaberec­htsnovelle anzusetzen. „Ein Verbot der Direktverg­abe wird es mit mir nicht geben“, stellte der Minister aber klar. Der abgemilder­te Vorschlag von ÖVP-Verkehrssp­recher Andreas Ottenschlä­ger ist noch nicht völlig vom Tisch. Eine Protokolla­nmerkung zum Ministerra­tsbeschlus­s brachte Ottenschlä­ger an. Die ÖVP wolle zu den ÖBB noch einige Eckpunkte geklärt haben. ächste Woche wird die Novelle jedenfalls im Parlament im Verfassung­sausschuss behandelt. Dass die Weichen dort gegen seinen Vorschlag gestellt werbahn-Aufsichtsr­at

DN

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Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d verteidigt Direktverg­abe

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