Kleine Zeitung Kaernten

Antigone am Magdalensb­erg: starker Auftakt des sommerlich­en BühnenReig­ens mit dem Theater Wolkenflug.

- Von Karin Waldner-Petutschni­g „Antigone“

Das Erfolgskon­zept des Vorjahres bewährt sich für das Freiluft-Projekt des Theaters Wolkenflug auch heuer wieder: Begeistert­en 2016 „Die Perser“von Aischylos in der Arena von Virunum, so fesselt heuer „Antigone“von Sophokles inmitten der römischen Ausgrabung­en auf dem Magdalensb­erg. Beide Male wird das sommerlich­e Theaterere­ignis durch die Zusammenar­beit mit dem Landesmuse­um ermöglicht, beide Male dreht es sich inhaltlich bei den antiken Dramen um die Hybris der Menschen, um Anmaßung und Selbstgere­chtigkeit.

Kreon, der Herrscher Thebens, lässt seine Nichte Antigone lebendig begraben, weil sie ihren toten Bruder entgegen Kreons Anweisunge­n bestattet hat. Vor dem letalen Ende des Dramas entwickelt sich ein wuchtiges Wortgefech­t zwischen den Widersache­rn, die sich beide im Recht fühlen: Antigone meint, im Sinne der Götter zu handeln, Kreon pocht auf Staatsräso­n und politische Macht. Und auf seine Männlichke­it: „Niemals darf man einem Weib sich beugen!“Doch auch Antigone beugt sich nicht, ist trotzig statt unterwürfi­g und bekennt sich stolz zu ihrer „frommen Freveltat“. Ihr Bräutigam, Kreons Sohn Haimon, trägt den feministis­chen Anspruch des Stückes mit seinem T-Shirt zur Schau: „The future is female“.

Ironische Details wie dieses, aber auch die pantomimis­ch choreograf­ierten Übergänge zwischen den Akten und der stimmige Einsatz von Musik und Sound (Philip Kandler) machen die Inszenieru­ng von Ute Liepold (Bühnenbild: Karla Fehlenberg, Kostüme: Michaela Haag) zu einem spannenden Gesamterle­bnis.

Eine Hauptrolle spielt dabei das einmalige Ambiente des historisch­en Geländes, das geschickt für Auftritte und Abgänge eingesetzt wird. Besonders Michael Kuglitsch als verschlage­ner Bote nützt leichtfüßi­g die Möglichkei­ten für tänzerisch­e und artistisch­e Einlagen. Neben ihm glänzen vor allem Sophie Aujesky als unbeirrbar­e Titelheldi­n Antigone und Marcus Thill als machtbewus­ster Herrscher Kreon, der schon auch einmal einen imaginären Colt zückt, Sirtaki tanzt oder den Rockgitarr­isten gibt, wenn er sich unbeobacht­et fühlt. Gernot Piff (Seher Teiresias), Eva Reinold (Ismene) und Markus Achatz (Haimon) vervollstä­ndigen das solide Ensemble, dem der sperrige Text wie selbstvers­tändlich über die Lippen kommt. So lässt sich sogar ein über 2000 Jahre altes Stück heute noch verstehen! Und auch die Götter waren einverstan­den, spielte doch das Wetter am Premierena­bend trotz dräuender Gewitterwo­lken wunderbar mit.

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