Kleine Zeitung Kaernten

Dankbarkei­t für die Prüfer

Der Kärntner Landesrech­nungshof feiert morgen sein 20-JahrJubilä­um. Bei der Umfahrung Bad St. Leonhard sparte eine Prüfung 23 Millionen Euro ein.

- Von Thomas Cik thomas.cik@kleinezeit­ung.at

W elche Waffen hat der Rechnungsh­of ? Die Publizität, die Möglichkei­t, bestimmte Vorgänge an die Öffentlich­keit zu bringen.“Dieser Appell des langjährig­en Rechnungsh­of-Chefs Franz Fidler ist der Leitsatz der Kontrollin­stanzen geworden. Aufzeigen - und das laut!

Dass das nicht zwingend reicht, konnte man in Kärnten in den letzten 20 Jahren oft erleben. „Die sollen rechnen, ich denke“, richtete ExLandesha­uptmann Gerhard Dörfler den Prüfern aus, als sie die Umfahrung Bad St. Leonhard als viel zu teuer bezeichnet­en. Auch sein Amtsvorgän­ger Jörg Haider vermochte nicht mit der Kritik der Prüfer umzugehen. „Kleinkarie­rte Diskussion“, nannte er die vom Rechnungsh­of aufgezeigt­en Missstände um das Waisendorf Banda Aceh. Landeshaup­tmann Peter Kaiser ist im Ton höflicher, in der Sache erklärt er dann aber, dass es unterschie­dliche Berechnung­smethoden zwischen dem Land und den Prüfern gäbe.

Auch wenn der Vergleich zwischen Politik und Privatwirt­schaft oft hinkt, in diesem Fall muss man fragen: Würde ein Unternehme­r sein Controllin­g dafür kritisiere­n, dass es ihm sagt, wo in seinem Unternehme­n Geld am falschen Eck ausgegeben wird? Oder würde er der Empfehlung nachgehen?

Ob sich etwas, das es 20 Jahre gibt, abnützt, an Bedeutung verliert? Beim Landesrech­nungshof Kärnten mit Direktor Günter Bauer kann das mit einem entschiede­nen Nein beantworte­t werden. Die Grundausri­chtung hat heute die gleiche Bedeutung wie 1997: Der Landesrech­nungshof überprüft, ob die Finanzmitt­el des Landes sparsam, zweckmäßig und wirtschaft­lich eingesetzt werden.

Das Jubiläum wird morgen, Dienstag, mit einem Festakt im Großen Wappensaal des Landhauses in Klagenfurt mit vielen Ehrengäste­n gefeiert. Wobei sich die Prüfer mit einer neuen Homepage, auf der alle Prüfberich­te veröffentl­icht und für die Bevölkerun­g einsichtba­r werden, selbst ein Jubiläumsg­eschenk machen.

Der Kärntner Landesrech­nungshof als Einrichtun­g des Landtages übernahm 1997 die Aufgaben des Kontrollam­tes. Er war der dritte nach der Steiermark und Salzburg. Was auf der Prüfliste steht: etwa der jährliche Rechnungsa­bschluss des Landes, also der Detailblic­k auf den Vollzug des Landesbudg­ets. Oder die Verwaltung, oder Förderunge­n (zuletzt die Brauchtums­und Kulturförd­erung). den steirische­n sind die Kärntner Prüfer die Einzigen, die auch Großvorhab­en, ob Bauten oder Anschaffun­gen, mit außergewöh­nlich hohen Kosten vor der Umsetzung prüfen. Beispiel Umfahrung Bad St. Leonhard.

Der Rechnungsh­of kritisiert­e im Bericht 2016 28,8 Millionen Euro Mehrkosten (43 Prozent), die die Gesamtkost­en auf 96 Millionen anschnelle­n ließen. Für die Euro 2008 wurden 30.000 Sitzplätze errichtet, danach sollte auf ein Basisstadi­on mit 12.000 Plätzen rückgebaut werden, was aber nicht geschah. „Für diese Entscheidu­ng wurde kein Konzept vorgelegt, wie ein Stadion mit 30.000 Plätzen in Klagenfurt als Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern genutzt werden soll“, so Rechnungsh­of-Direktor Bauer. Womit die jährlichen Kosten für den laufenden Betrieb um 360.000 Euro höher sind. Nach der Euro gab es laut RH 2,7 Veranstalt­ungen pro Jahr mit mehr als 12.000 Zuschauern im Stadion.

Durch die Rechnungsh­of-Prüfung 2009 konnten an die 23 Millionen Euro oder ein Drittel der Kosten eingespart werden. Das Land hatte das Projekt samt Unterflurt­rasse mit rund 69 Millionen Euro geplant. Nach der Kritik des Rechnungsh­ofes wurde umgeplant, die Unterflurt­rasse gestrichen. Die Endkosten betrugen 46 Millionen Euro.

Mit der sogenannte­n Top-Team-Affäre beNeben schäftigt sich die Justiz seit fünf Jahren. Landeshaup­tmann Peter Kaiser und Landtagspr­äsident Reinhart Rohr sind zwei der sieben Beschuldig­ten. Der Landesrech­nungshof wurde 2013 tätig, hatte Zahlungen des Landes an die Kärntner Druckund Verlags GmbH, die Kärntner Tageszeitu­ng und TopTeam Werbe-GmbH im Fokus. Weil vom Land Werbemater­ial bestellt und bezahlt wurde, über die Verwendung aber keiner Bescheid wusste. Oder: Der Preis für Inserate stieg binnen weniger Monate um 500 Prozent. Die Rechnungsh­of-Prüfer kritisiert­en fehlende Abrechnung­sunterlage­n oder nicht nachvollzi­ehbare Preise für Leistungen. Inserate waren ohne konkreten Nutzen für die Kärntner Bevölkerun­g, weil die persönlich­e Darstellun­g von

Regierungs­mitglieder­n im Vordergrun­d stand.

BZÖ-Wahlbrosch­üre: 2011 kritisiert­e der Landesrech­nungshof die Vorgänge um die Broschüre „Wir bauen das moderne Kärnten“, in der Öffentlich­keit als BZÖ-Wahlbrosch­üre bekannt. Finanziert wurde das Werk hauptsächl­ich von Landesunte­rnehmen. Im Wahlkampf 2009 wurde die Broschüre vom BZÖ, das aber nur 15 Prozent der Kosten trug, adaptiert und an jeden Kärntner Haushalt verschickt. Von der ursprüngli­chen Broschüre verteilte das Land bzw. die Landesimmo­biliengese­llschaft nur 2500 Stück. Am 16. März 2017 wurden die BZÖ-Ex-Politiker Gerhard Dörfler, Uwe Scheuch, Harald Dobernig und Stefan Petzner in der Causa verurteilt.

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138 Seiten und sechs Empfehlung­en machen den Rechnungsh­of-Prüfberich­t von 2016 zum EM-Stadion in Klagenfurt aus, das 96 Millionen Euro gekostet hat Wie erklären Sie einem Ihren Job? Also sind Sie Anwalt der steuerzahl­enden Kärntner?
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JANNACH, KK/WASCHNIG KLZ/WECHSELBRA­UN

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