Vor der Heim-WM 2018 wollte Russland eigentlich sein sportliches Image aufpolieren. Das geht aber mächtig schief: Das Fußballnationalteam der WM 2014 wird jetzt sogar verdächtigt, gedopt zu haben.
Der russische Fußball ist in Erklärungsnot. In mehrfacher Hinsicht. Denn ein Jahr vor der Weltmeisterschaft dümpelt der Gastgeber im sportlichen Niemandsland umher, schied im Confederations Cup nach der Vorrunde aus. Das war seit 2001 keinem Veranstalterland mehr gelungen.
Deutlich schwerer wiegen jedoch die Vorwürfe, die keine 24 Stunden nach dem 1:2 gegen Mexiko aufgekommen sind: Die englische Zeitung „Mail on Sunday“berichtet, dass auch die russische Nationalmannschaft in den Skandal um staatlich organisiertes Doping involviert sein soll. Genauer: Alle 23 Spie- ler, die die Farben Russlands bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien vertreten haben, und elf weitere Fußballer sollen im Zuge der Untersuchungen von Richard McLaren, dem Sonderermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), auf einer „Verdächtigenliste“mit insgesamt 1000 Athleten stehen, die des Dopings verdächtigt werden. Der Fußball-Weltverband (FIFA) hat Ermittlungen bestätigt, den aktuellen Stand der Untersuchungen wollte man aber nicht kommentieren. Offen ließ man zudem, um welche Spieler es sich handelt. Von der Auswahl des Jahres 2014 waren fünf Spieler Teil des russischen Teams beim Confed Cup 2017: Torhüter Igor Akinfejew, Jurij Schirkow, Alexander Samedow, Maksim Kanunnikow und Denis Gluschakow.
Russlands spricht: Die Dopingtests der Spieler aus dem russischen Aufgebot vor und nach den Spielen der Weltmeisterschaft 2014 waren negativ. Und
ohnehin werde das Nationalteam laufend überprüft, sagte Witali Mutko, der Präsident des Russischen Fußballverbands. „Im Fußball gab es nie Doping und wird es nie Doping geben“, sagte er. Und britische Medien würden „irgendeinen Blödsinn“schreiben.
spricht: Das Blatt „Mail on Sunday“hat schon die Namen der russischen Dopingsünder von Olympia 2014 in Sotschi aufgedeckt. Die Zeitung hat offenbar EMails des ehemaligen Chefs des russischen Testlabors vorliegen, in denen über die staatliche Doping-Verschleierung berichtet wurde.
Nach Sotschi 2014 und Rio 2016 – 111 Athleten durften ja im Vorjahr nicht nach Brasilien – droht also der nächste Skandal. Für den Fußball wäre es der größte der Geschichte. Dass der russische Parlamentsvizepräsident Igor Lebedew seinem Spieler Schirkow nach dessen Platzverweis im letzten Spiel gegen Mexiko wünschte, dass man ihm „in der Kabine auf die Schnauze“haut, geht da beinahe schon unter.