Antiker Stoff in archaischem Ambiente
Das Unikum spielte im Aupatal in Friaul gleich in sechs Sprachen auf. Eindrücke von einem Großprojekt in den Bergen.
Wenn das Unikum ruft, braucht man sich um das Publikumsinteresse sogar bei unsicheren Wetterverhältnissen keine Sorgen zu machen. Das bewies vergangenes Wochenende die Produktion der „Revolutionsoper Sisifo & Naranama“in einem der beinahe entvölkerten Seitenarme des Kanaltals in Friaul (eine Aufführung in Kärnten ist in Planung).
Ganz oben im düsteren Aupatal geht es unvermutet recht international zu: Da parken Autos aus Wien, Ljubljana und Graz neben italienischen Nummerntafeln und zwei Bussen aus Kärnten. Der Weg führt steil bergauf nach Dordolla, wo sich ein Dorfplatz öffnet, der am Samstag mehr als 200 Besuchern Platz bot. Die letzten Ankömmlinge, die nachmittags mit dem Unikum-Team eine Wanderung durch die archaische Bergwelt unternommen haben, ziehen sich noch schnell bei ihren Autos um, als bei der Freiluft-Bühne schon die Band loslegt und Homer von Sisyphos berichtet. Sisifo ist demnach in Dordolla daheim, dem letzten Widerstandsnest gegen die griechische Kolonialmacht unter Göttervater Zeus. Ein 40köpfiges Ensemble aus Laiendarstellern sowie das rockige „Sisifo Orkestra“erzählen nun unter der routinierten Führung von Regisseur Marjan Sˇtikar den umgedichteten Mythos vom Niemals-Aufgeben. Dafür arbeiteten Yulia Izmaylova und Felix Strasser in den Text so ziemlich alles ein, was ihnen in den Sinn kam: Götter und Halbgötter, indische Einwanderer und EU-Bürokratie, Straflager und Kollaborateure.
Zwischen Rockoper und Musical, stillen Balladen und Hip-HopRhythmen hat Komponist Jozej Stikar die Vertonung des Textes angelegt – kein leichtes Unterfangen, kommt der doch phasenweise recht unbeholfen (in Deutsch, Italienisch, Slowenisch, Furlan, Griechisch und Englisch) daher. Nicht nur zu hören, auch zu sehen gibt es viel, hier „im hintersten Loch des Friaul“: Als Zeus in seinem „Geilomobil“vorgefahren ist, kotzt er gleich dem Publikum vor die Füße, statt Steinen werden Aktenordner geschleppt, und dem Publikum gefiel’s – so wie den Wettergöttern auch.