Kleine Zeitung Kaernten

SP zwingt VP in Regress-Disput

Alle sind inzwischen für die Abschaffun­g des Pflegekost­enrückersa­tzes, aber die ÖVP will ein Finanzieru­ngsmodell ohne Erbschafts­steuer. Eine Einigung ist möglich, aber noch nicht in greifbarer Nähe.

- Von Claudia Gigler Der Tenor:

Mit seiner Geschichte von einer Niederöste­rreicherin, die durch den Aufwand für die Pflegekost­en der Mutter ihr Haus und damit das Erbe verloren hat, hat SPÖ-Spitzenkan­didat Christian Kern den Nerv der Wähler getroffen. Kein Wunder, dass er mit der Forderung nach Abschaffun­g des Pflegeregr­esses nicht lange alleine blieb. Das muss dennoch nicht heißen, dass es dazu noch vor der Wahl kommt.

Kern gelang es zumindest, sein ÖVP-Gegenüber Sebastian Kurz aus der Reserve zu locken. Kurz wollte erst im September seine Vorstellun­gen zum Reformbeda­rf in der Pflege präsentier­en. Angesichts der aktuellen Diskussion rückte er dann doch schon gestern mit einem ZehnPunkte-Programm heraus, von dem ein Punkt die Abschaffun­g des Kostenrück­ersatzes ist. Andere Punkte: Die Wartezeite­n auf Untersuchu­ngen und Operatione­n sollten durch Limits begrenzt, die Zahl der Hausärzte erhöht, Angehörige von zu Pflegenden entlastet, Demenzerkr­ankte besser versorgt werden.

mehr Kontrolle, aber gleichzeit­ig Bürokratie­abbau und Abschaffun­g von Missbrauch (etwa durch Fotos auf der E-Card – siehe auch „Thema des Tages“), um damit Mittel für diese Forderunge­n freizumach­en. Finanziert werden sollen insbesonde­re die Pflegekost­en aus dem Budget. Ein konkreter Finanzieru­ngsvorschl­ag fehlt allerdings. Es wird darauf verwiesen, dass allein durch die

Bekämpfung des E-CardMissbr­auchs rund 200 Millionen Euro hereinkäme­n, während die Erbschafts­steuer auf Vermögen ab einer Million Euro nur 15 Millionen Euro einbringe.

Die SPÖ kündigte für Donnerstag einen Antrag im Nationalra­t an („Erledigen wir’s gleich!“), der vorsieht, dass der Bund den Ländern von 2018 bis 2021 jährlich 100 Millionen zweckgebun­den zur Verfügung stellt, wenn sie in ihren Landesgese­tzen den Zugriff auf das Vermögen von in Pflegeheim­en Untergebra­chten außer Kraft setzen.

Man kommt der ÖVP dabei insofern entgegen, dass die Finanzieru­ng über eine Erbschafts­steuer nicht enthalten ist. Gestern Nachmittag tagten die Klubchefs von SPÖ und ÖVP, eine Einigung schien möglich, aber noch nicht wahrschein­lich.

Dies, obwohl niemand mehr den Pflegeregr­ess befürworte­t. Auch FPÖ, Grüne und Neos treten für die Abschaffun­g ein, verbinden diese Forderung jedoch mit einer Vielzahl eigener Wünsche. Die ÖVP in den Ländern ist – wie Kurz – für die Abschaffun­g, fordert jedoch – wie Kurz – ein Finanzieru­ngsmodell ohne Erbschafts­steuer. Der steirische VP-Landesrat Christophe­r Drexler warnt vor „Schnell- und Hüftschüss­en“.

Der Plan, die E-Card mit Fotos zu versehen, wurde zuletzt von VP-Mann Peter McDonald, damals Hauptverba­ndschef, vertagt – wegen zu hoher Umstellung­skosten.

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APA Sebastian Kurz und Christian Kern: Pflegeregr­ess geht den Wählern unter die Haut

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