Wer kümmert sich um die Pflege zu Hause?
Der Regress ist tot. Zuletzt wurde der Angehörigenregress abgeschafft, der Kinder und Ehepartner in die finanzielle Pflicht nahm, wenn jemand als Pflegefall in ein Heim musste. Jetzt soll auch der Eigenregress gestrichen werden und der Heimbetreiber nicht mehr auf das Vermögen des Patienten zugreifen dürfen.
Den Stein ins Rollen gebracht hat Christian Kern mit seinem Plan A, als er den Fall der Frau M. schilderte, die nach einem Schlaganfall in einem Heim in Baden betreut wurde.
Die durch Pension und Pflegegeld nicht gedeckten Kosten von 9170 Euro im Monat holte sich das Land Niederösterreich zurück, indem es ein Sparbuch mit 25.00 Euro einzog und bei der Eigentumswohnung ins Grundbuch ging. Frau M. starb nach 26 Monaten, die Wohnung war weg. „100 Prozent Erbschaftssteuer. Ist das fair?“, fragte der Bundeskanzler. Klar, niemand findet das fair. Schon gar nicht vor Wahlen. Aber wie ist das insgesamt mit der Fairness in der Pflege? Derzeit gibt es in Österreich 450.00 Bezieher von Pflegegeld. Davon wird nur ein kleiner Teil in Heimen betreut, je nach Bundesland zwischen 15 und 25 Prozent.
Die überwiegende Zahl wird zu Hause gepflegt, was auch meist den Wünschen der alten Menschen entspricht. Mehr als die Hälfte wird von Familienangehörigen betreut.
Die Hauptlast stemmen Gattinnen, Töchter, Schwiegertöchter. Nur etwa 30 Prozent werden durch Pflegekräfte aus den Oststaaten unterstützt. Und die mobilen Pflegedienste sind nur in Städten verfügbar. Das staatliche Pflegegeld schwankt zwischen knapp 160 Euro (Stufe 1) und nicht ganz 1700 im Monat (Stufe 7). Die Kosten für einen Heimplatz beginnen bei 3500 Euro im Monat.
Wenn also Fairness versprochen wird, dann sollte die Politik nicht vergessen, dass nicht der Regress, sondern die Pflege zu Hause das zentrale Problem ist. T ausende Frauen opfern sich auf, verzichten auf Berufsarbeit und verlieren Pensionsansprüche. Als Dank gibt es nicht einmal eine fixe jährliche Erhöhung des Pflegegeldes.
„Wie ist das insgesamt mit der Fairness in der Pflege? Die Hauptlast stemmen Gattinnen, Töchter, Schwiegertöchter.“