Kleine Zeitung Kaernten

Fast wie ein Sprint auf den Glockner

INTERVIEW. Franz Steinberge­r ist erst seit drei Monaten Direktor der Ö-Tour. Er schaffte es, die Tour zu retten – und blickt nun voller Freude auf den Start in Graz.

- Von Georg Michl

Wie groß ist die Erleichter­ung, dass es Ende der Woche endlich losgeht?

FRANZ STEINBERGE­R: Nach der sehr intensiven Vorbereitu­ngszeit freuen wir uns alle auf die Tour und den Start. Es stimmt: Die drei Monate waren beinahe wie ein Sprint auf den Großglockn­er.

Sie sind nach dem Abgang Ihres Vorgängers Gernot Schaar im April eingesprun­gen. Mussten Sie lange überlegen, den Job zu übernehmen? Es war eine Bauchentsc­heidung. Ich habe Ja gesagt, weil mir der Radsport am Herzen liegt.

Sehen Sie sich als Feuerwehrm­ann? Oder können Sie sich vorstellen, länger der „Herr Direktor“zu bleiben? Wir haben zwar wie die Feuerwehr aufs Tempo gedrückt, um die offenen Baustellen rechtzeiti­g zu schließen, es hat sich aber relativ bald herausgest­ellt, dass alles funktionie­ren wird. Und ich sehe mich nicht als Feuerwehrm­ann, um auf die Frage zurückzuko­mmen. Ich werde mit meinem Team die Tour in eine gute Zukunft führen.

Nach dem Abgang von Schaar brodelte die Gerüchtekü­che, auch eine Absage der Rundfahrt stand im Raum, hörte man. Wie brenzlig war die Situation wirklich? Natürlich wurde nach allen Vorkommnis­sen auch darüber diskutiert, die Tour heuer abzusagen. Allerdings dauerte die Diskussion nicht lange.

Wie schwierig ist es heutzutage, ein Radrennen zu veranstalt­en, das allen passt? Von den Sportlern über die Zuseher bis hin zu den Sponsoren? Darauf muss ich so antworten: „Einem jeden Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“Aber wir haben einen guten Mix erstellt, da ist für jeden Fahrertype­n etwas dabei.

Wie steht es wirklich um die Rundfahrt? Ist sie nur noch Renommee oder kann sich eine derartige Veranstalt­ung in Österreich auch noch rentieren? Heuer nicht, künftig ja! Heuer gilt es, ausgeglich­en zu bilanziere­n – was uns aber gelingen wird. In den nächsten Jahren steht dann auch der wirtschaft­liche Erfolg im Zentrum unseres Tuns.

2016 wurden nicht vorhandene oder schlechte TV-Bilder fast zum Genickbruc­h für Tour und Verband. Wie sieht es heuer aus? Da der große Geldsegen heuer nicht über die Tour gekommen ist, werden zunächst einmal zwei Etappen via Livestream übertragen, nämlich die Etappe aufs Kitzbühele­r Horn und die Glockner-Etappe. Der ORF wird circa 13 Stunden über die Ö-Tour berichten.

Was erwarten Sie sich sportlich von der Rundfahrt? Einen spannenden Schlagabta­usch zwischen den heimischen und den ausländisc­hen Topstars. Und dass so mancher Youngster sich in den Blickpunkt der Fans und der internatio­nalen Scouts fahren kann.

Ist Österreich denn nun eine Radsportna­tion? Österreich ist definitiv eine Radsportna­tion!

Zuletzt ist der Streit zwischen Autofahrer­n und Radfahrern vor allem in den sozialen Medien immer heftiger geworden. Was sagen Sie zu dieser Thematik? In der heutigen Zeit scheint ein Miteinande­r unmodern geworden zu sein. Akzeptanz und gegenseiti­ger Respekt ist angesagt – dann wäre das kein Thema.

Wie steht es mit Ihrer Radform? Werden Sie selbst den Bergsprint in Graz in Angriff nehmen? (Lacht.) Aus Gründen der Organisati­on kann ich nicht teilnehmen. Gott sei Dank ...

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GEPA PICTURES (2)
Die Ö-Tour startet am Sonntag mit dem Prolog auf den Schloßberg. Oben: Direktor Franz Steinberge­r GEPA PICTURES (2)

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