Fast wie ein Sprint auf den Glockner
INTERVIEW. Franz Steinberger ist erst seit drei Monaten Direktor der Ö-Tour. Er schaffte es, die Tour zu retten – und blickt nun voller Freude auf den Start in Graz.
Wie groß ist die Erleichterung, dass es Ende der Woche endlich losgeht?
FRANZ STEINBERGER: Nach der sehr intensiven Vorbereitungszeit freuen wir uns alle auf die Tour und den Start. Es stimmt: Die drei Monate waren beinahe wie ein Sprint auf den Großglockner.
Sie sind nach dem Abgang Ihres Vorgängers Gernot Schaar im April eingesprungen. Mussten Sie lange überlegen, den Job zu übernehmen? Es war eine Bauchentscheidung. Ich habe Ja gesagt, weil mir der Radsport am Herzen liegt.
Sehen Sie sich als Feuerwehrmann? Oder können Sie sich vorstellen, länger der „Herr Direktor“zu bleiben? Wir haben zwar wie die Feuerwehr aufs Tempo gedrückt, um die offenen Baustellen rechtzeitig zu schließen, es hat sich aber relativ bald herausgestellt, dass alles funktionieren wird. Und ich sehe mich nicht als Feuerwehrmann, um auf die Frage zurückzukommen. Ich werde mit meinem Team die Tour in eine gute Zukunft führen.
Nach dem Abgang von Schaar brodelte die Gerüchteküche, auch eine Absage der Rundfahrt stand im Raum, hörte man. Wie brenzlig war die Situation wirklich? Natürlich wurde nach allen Vorkommnissen auch darüber diskutiert, die Tour heuer abzusagen. Allerdings dauerte die Diskussion nicht lange.
Wie schwierig ist es heutzutage, ein Radrennen zu veranstalten, das allen passt? Von den Sportlern über die Zuseher bis hin zu den Sponsoren? Darauf muss ich so antworten: „Einem jeden Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“Aber wir haben einen guten Mix erstellt, da ist für jeden Fahrertypen etwas dabei.
Wie steht es wirklich um die Rundfahrt? Ist sie nur noch Renommee oder kann sich eine derartige Veranstaltung in Österreich auch noch rentieren? Heuer nicht, künftig ja! Heuer gilt es, ausgeglichen zu bilanzieren – was uns aber gelingen wird. In den nächsten Jahren steht dann auch der wirtschaftliche Erfolg im Zentrum unseres Tuns.
2016 wurden nicht vorhandene oder schlechte TV-Bilder fast zum Genickbruch für Tour und Verband. Wie sieht es heuer aus? Da der große Geldsegen heuer nicht über die Tour gekommen ist, werden zunächst einmal zwei Etappen via Livestream übertragen, nämlich die Etappe aufs Kitzbüheler Horn und die Glockner-Etappe. Der ORF wird circa 13 Stunden über die Ö-Tour berichten.
Was erwarten Sie sich sportlich von der Rundfahrt? Einen spannenden Schlagabtausch zwischen den heimischen und den ausländischen Topstars. Und dass so mancher Youngster sich in den Blickpunkt der Fans und der internationalen Scouts fahren kann.
Ist Österreich denn nun eine Radsportnation? Österreich ist definitiv eine Radsportnation!
Zuletzt ist der Streit zwischen Autofahrern und Radfahrern vor allem in den sozialen Medien immer heftiger geworden. Was sagen Sie zu dieser Thematik? In der heutigen Zeit scheint ein Miteinander unmodern geworden zu sein. Akzeptanz und gegenseitiger Respekt ist angesagt – dann wäre das kein Thema.
Wie steht es mit Ihrer Radform? Werden Sie selbst den Bergsprint in Graz in Angriff nehmen? (Lacht.) Aus Gründen der Organisation kann ich nicht teilnehmen. Gott sei Dank ...