Ein Juni wie in den Tropen
Eine Serie von Tropentagen stimmte Kärnten auf den Hochsommer ein. Der unangenehme Begleiteffekt waren jedoch heftige Gewitter.
S eit er zehn Jahre alt ist, fährt er mit dem Boot kurz nach Sonnenaufgang auf den See hinaus. Mit zwölf war er schon alleine unterwegs, um zu fischen und sich vor der Hauptschule ein Taschengeld zu verdienen. Heute ist er einer der Letzten, die noch ihr Netz am Wörthersee auswerfen. „Kurz nach dem Krieg war das anders“, sagt Josef Huainigg. „Damals gab es noch viele, die das gemacht haben. Die hat alle der Hunger hinausgetrieben.“
Mit seinen 82 Jahren ist er zwar nicht der Älteste, der gewerbsmäßig fischt und seinen Fang, Reinanken, Hechte, Zander oder Seeforellen, an Restaurants verkauft, aber er ist am längsten dabei. Seine 70 Jahre Erfahrung haben ihn auch zu einer beliebten Auskunftsperson gemacht. Er hat viel zu erzählen, über „seinen“See und wie er sich verändert hat, über die Fische und über die Geschichte und Gegenwart der Fischerei am Wörthersee. Vor drei Wochen war ein ServusTV-Team bei ihm und hat ihn begleitet. Nicht um 5, wie sonst immer von Mai bis in den späten Herbst, sondern erst um 6 Uhr. Ein Entgegenkommen für die Journalisten, es steht ja nicht jeder gerne so früh auf. „Mir macht das nichts aus, ich komme mit vier, fünf Stunden Schlaf aus“, sagt der Krumpendorfer. Heute Abend ist das Ergebnis „Seensucht Wörthersee“zu sehen. Aufgeregt ist Huainigg nicht, wenn ihn jemand vor die Kamera holt. Einmal war ein Team aus Belgien da, ein anderes Mal wurde er für eine „Universum“-Folge begleitet.
Er kennt den See und seine Fische nicht nur seit Jahrzehnten, seine Familie, die zumindest seit dem zwölften Jahrhundert den Schurianhof in Leinsdorf bewirtschaftet, auf dem Huainigg noch immer mit seiner Frau wohnt, besitzt auch seit 800 Jahren das Fischereirecht. Ein begehrtes Recht, das er aber nie – so wie es andere getan haben – verkaufen würde. Er hat sich sogar ein zweites dazugekauft und befischt heute 160 Hektar. Aber er achtet immer darauf, nicht zu viel zu fischen. „Vier bis fünf Kilo pro Hektar und Jahr, mehr geht nicht heraus. Sonst würden die Fische weniger werden.“E r hat in seinem Leben vieles gemacht, er war Landwirt, hat als einer der Ersten am See Appartements gebaut – für ein Hotel hatte der Vielbeschäftigte keine Zeit –, war Vizebürgermeister, bei der Feuerwehr, dem Gesangsverein und der Volkstanzgruppe Edelweiß. Das hat er alles aufgegeben, aber dem Fischen – und der Jagd – ist er treu geblieben. Treu wird auch die Familie Huainigg dem Fischen bleiben. Das liegt an den Söhnen seines Sohnes Josef. „Meine drei Enkalan haben schon Interesse“, freut er sich.