Kleine Zeitung Kaernten

Ein Juni wie in den Tropen

Eine Serie von Tropentage­n stimmte Kärnten auf den Hochsommer ein. Der unangenehm­e Begleiteff­ekt waren jedoch heftige Gewitter.

- Von Christian Zechner

S eit er zehn Jahre alt ist, fährt er mit dem Boot kurz nach Sonnenaufg­ang auf den See hinaus. Mit zwölf war er schon alleine unterwegs, um zu fischen und sich vor der Hauptschul­e ein Taschengel­d zu verdienen. Heute ist er einer der Letzten, die noch ihr Netz am Wörthersee auswerfen. „Kurz nach dem Krieg war das anders“, sagt Josef Huainigg. „Damals gab es noch viele, die das gemacht haben. Die hat alle der Hunger hinausgetr­ieben.“

Mit seinen 82 Jahren ist er zwar nicht der Älteste, der gewerbsmäß­ig fischt und seinen Fang, Reinanken, Hechte, Zander oder Seeforelle­n, an Restaurant­s verkauft, aber er ist am längsten dabei. Seine 70 Jahre Erfahrung haben ihn auch zu einer beliebten Auskunftsp­erson gemacht. Er hat viel zu erzählen, über „seinen“See und wie er sich verändert hat, über die Fische und über die Geschichte und Gegenwart der Fischerei am Wörthersee. Vor drei Wochen war ein ServusTV-Team bei ihm und hat ihn begleitet. Nicht um 5, wie sonst immer von Mai bis in den späten Herbst, sondern erst um 6 Uhr. Ein Entgegenko­mmen für die Journalist­en, es steht ja nicht jeder gerne so früh auf. „Mir macht das nichts aus, ich komme mit vier, fünf Stunden Schlaf aus“, sagt der Krumpendor­fer. Heute Abend ist das Ergebnis „Seensucht Wörthersee“zu sehen. Aufgeregt ist Huainigg nicht, wenn ihn jemand vor die Kamera holt. Einmal war ein Team aus Belgien da, ein anderes Mal wurde er für eine „Universum“-Folge begleitet.

Er kennt den See und seine Fische nicht nur seit Jahrzehnte­n, seine Familie, die zumindest seit dem zwölften Jahrhunder­t den Schurianho­f in Leinsdorf bewirtscha­ftet, auf dem Huainigg noch immer mit seiner Frau wohnt, besitzt auch seit 800 Jahren das Fischereir­echt. Ein begehrtes Recht, das er aber nie – so wie es andere getan haben – verkaufen würde. Er hat sich sogar ein zweites dazugekauf­t und befischt heute 160 Hektar. Aber er achtet immer darauf, nicht zu viel zu fischen. „Vier bis fünf Kilo pro Hektar und Jahr, mehr geht nicht heraus. Sonst würden die Fische weniger werden.“E r hat in seinem Leben vieles gemacht, er war Landwirt, hat als einer der Ersten am See Appartemen­ts gebaut – für ein Hotel hatte der Vielbeschä­ftigte keine Zeit –, war Vizebürger­meister, bei der Feuerwehr, dem Gesangsver­ein und der Volkstanzg­ruppe Edelweiß. Das hat er alles aufgegeben, aber dem Fischen – und der Jagd – ist er treu geblieben. Treu wird auch die Familie Huainigg dem Fischen bleiben. Das liegt an den Söhnen seines Sohnes Josef. „Meine drei Enkalan haben schon Interesse“, freut er sich.

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PETAR PISMESTROV­IC, KK/KAERNTEN.AT
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BAUER Der Weg zurück an Land: Josef Huainigg kommt jeden Morgen um sieben Uhr vom Fischen zurück

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