Kroatien akzeptiert Schiedsspruch nicht
Nach Schiedsspruch gehört der größte Teil der Bucht von Piran Slowenien, doch Zagreb legt sich quer.
Kroatien will den internationalen Schiedsspruch im Grenzstreit mit Slowenien nicht anerkennen. Kroatien habe keinerlei Verpflichtung, den Inhalt des Schiedsurteils umzusetzen, sagte Ministerpräsident Andrej Plenkovic´ am Donnerstag in Zagreb. Er rief Slowenien auf, „keine einseitigen Schritte zu setzen“. „Kroatien hat Möglichkeiten, sein Staatsgebiet und seine Interessen zu verteidigen“, sagte er. Wenige Stunden vorher hatte ein Schiedsgericht in Den Haag den größten Teil der Adriabucht von Piran Slowenien zugesprochen. Das Gericht war unter EU-Vermittlung 2009 eingesetzt worden, um im Streit zwischen Slowenien und Kroatien um Land- und Seegrenzen tätig zu werden. Der frühere französische IGH-Richter Gilbert Guillaume präsentierte die neue Seegrenze in Den Haag.
Die beiden früheren jugoslawischen Teilrepubliken streiten seit der Unabhängigkeit 1991 um den Grenzverlauf, der im gemeinsamen Staat nicht bis ins letzte Detail festgelegt war. Größter Zankapfel ist die Bucht, die Slowenien zur Gänze beansprucht. In diesem Punkt bekam das Land nun recht, dafür profitierte Kroatien von Begradigungen der Landgrenze und erhielt den strategisch wichtigen Berggipfel Sveta Gera zugesprochen.
Guillaume betonte, dass sich beide Staaten verpflichtet hätten, den Spruch innerhalb von sechs Monaten ab seiner Verkündung umzusetzen. Während Slowenien den Schiedsspruch erhielt, verweigerte Kroatien die Entgegennahme. Die Landgrenze auf der Halbinsel Istrien folgt demnach dem Dragonja-Fluss und endet in der Mitte des Sveti-Odorik-Kanals. Das fünfköpfige Tribunal erklärte in den meisten Streitpunkten die Katastergrenzen für maßgeblich. Dies bedeutet, dass die Dörfer Sˇkodelin, Buzˇini und MliniSˇkrilje bei Kroatien bleiben.