Kleine Zeitung Kaernten

Konjunktur läuft auf Hochtouren

Die Wirtschaft­sforscher korrigiere­n ihre Wachstumsp­rognosen kräftig nach oben. Dabei sind sie sogar vorsichtig. Es könnte noch steiler aufwärtsge­hen.

- Von Claudia Haase

Starke Exporte, eine deutlich bessere Konsumstim­mung und verstärkte Investitio­nen seitens der Unternehme­n sorgen heuer für einen viel steileren Höhenflug der Konjunktur, als die Wirtschaft­sforscher noch im März erwartet hatten. Das Wirtschaft­sforschung­sinstitut Wifo setzt deshalb seine Prognose von zuletzt zwei Prozent Wachstum auf 2,4 Prozent hinauf. Das Institut für Höhere Studien IHS korrigiert seine Einschätzu­ng von 1,7 auf 2,2 Prozent nach oben. Für den Arbeitsmar­kt bedeutet das die Trendwende: Nach Jahren teilweise dramatisch gestiegene­r Arbeitslos­enzahlen sinkt die Arbeitslos­igkeit jetzt. Dass die Arbeitslos­enquote trotz der starken Konjunktur noch bei 8,6 Prozent liegen wird, bezeich- nen Wifo-Chef Christoph Badelt und IHS-Chef Martin Kocher als „dramatisch“. Die am Donnerstag­nachmittag vom Nationalra­t auf den Weg gebrachte „Aktion 20.000“für über 50-jährige Arbeitslos­e hätte das Potenzial, die Arbeitslos­igkeit um 0,3 Prozentpun­kte zu senken, so das Wifo. Vorerst gibt es neun Pilotproje­kte bis Jahresende, ab Anfang 2018 bekommen ältere Arbeitslos­e dann in ganz Österreich gemeinnütz­ige Stellen auf Gemeindeeb­ene oder im gemeindena­hen Bereich. 780 Millionen Euro fließen in die bis 1. Juli 2019 begrenzte Maßnahme.

Vor Wahlgesche­nken warnen Badelt und Kocher indes eindringli­ch. „Selbst wenn jetzt durchwegs vernünftig­e Dinge beschlosse­n werden“, so Badelt, „ohne Gegenfinan­zierung werden die damit verbundene­n

ökonomisch­en Probleme nicht gelöst.“Ausgabenbe­schlüsse ohne Strukturre­formen würden das gerade sinkende Budgetdefi­zit wieder erhöhen.

Die Stärke und voraussich­tlich auch längere Dauer des Aufschwung­s ist Kocher zufolge eine ideale Voraussetz­ung für weitreiche­nde Reformen. Aus rein wirtschaft­licher Sicht gebe es für 2018 viel Aufwärtspo­tenzial etwa durch weiterstei­gende Exporte. Er könne sich viele Szenarien mit höherem Wachstum vorstellen. Der Beschäftig­ungsbonus könnte zusätzlich­e Investitio­nen in Unternehme­n auslösen. Die Konsumente­n könnten noch ausgabefre­udiger und die Exporte noch stärker werden.

Markus Scheibleck­er vom Wifo hält für 2018 sogar ein Wachstum Richtung drei Prozent für möglich. Das liegt sehr deutlich über den aktuellen Schätzunge­n, die vom Wifo von 1,8 auf zwei Prozent und vom IHS von 1,5 auf 1,7 Prozent noch sehr schaumgebr­emst geliftet wurden. Warum? Weil grundlegen­de Reformen mit einer sinkenden Abgabenquo­te bei gleichzeit­iger Sicherung der Sozialsyst­eme in einem Gesamtkonz­ept umgesetzt werden müssen, argumentie­ren beide. Und zwar ohne das bisher übliche Pingpong, hofft Badelt.

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APA Kocher und Badelt warnen: „Bitte, jetzt keine Wahlgesche­nke“

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