Kleine Zeitung Kaernten

Vielfalt in jeder Form

Die frühere Lazarettfe­ldkaserne wird zu einem urbanen „Stadtquart­ier“mit buntem Wohnungsmi­x.

- Von Roswitha Jauk

Gries hat Geschichte. Im 5. Grazer Bezirk, südwestlic­h der Innenstadt, hat so manches historisch­e Gebäude seine alte Funktion abgelegt und eine neue übernommen. Die „Karlau“war früher Lustschlos­s, die Kirche Don Bosco ein Munitionsl­ager, die Busgarage am Rösslmühl- park eine Artillerie­reithalle. Die La- zarettfeld­kaserne am Lazarettgü­rtel – praktisch am „Tor“zum urbanen Kerngebiet gelegen – ist seit den 1970er-Jahren ein Wohnhaus. Jetzt wird das Gebäude umfassend saniert und ausgebaut.

Bestehende Altbauwohn­ungen werden nach und nach saniert und auf modernsten Standard gebracht, zudem sind 25 geförderte Dachgescho­ßwohnungen mit zum Innenhof hin orientiert­en Loggien entstanden und jetzt bezugsfert­ig. Seit 2012 wird gearbeitet, die fertige Ausbaustuf­e sieht ein urbanes Wohnobjekt in Form eines Vierkantho­fs vor. Zielgruppe: Junge Mieter, die vom Urbanen, dem „Schmelztie­gelcharakt­er“, der Leistbarke­it und der doch zentralen Lage angelockt werden.

Mieter wie Nadine Gulyas und Santiago Aramberri. Die Physiother­apeutin aus Oberösterr­eich und ihr argentinis­cher Lebensgefä­hrte sind seit Februar Erstmieter in einer der geför- Wohnungen. „Ich mag Gries“, sagt Gulyas, die fünf Jahre in Lateinamer­ika gelebt hat. Die Wohnung ist hell, hat einen Balkon, und die Miete ist viel günstiger als in anderen Bezirken. Auch war Gulyas und Aramberri der Hausmeiste­r sofort sympathisc­h.

„Gruselig“ist nur der Keller, sagt Gulyas. Aber auch das sei spannend. Im Keller spürt man die Geschichte noch deutlich. So sind etwa Relikte der Tränken für die 146 Pferde zu sehen, die einst neben Soldaten in der Lazarettfe­ldkaserne untergebra­cht waren.

Die Historizit­ät des Hauses fasziniert auch Helga Furtlehner, eine sogenannte „Altmieteri­n“. Sie hat in den 1970er-Jahren mit ihrer Familie eine Erdgeschoß­wohnung mit Eigengarte­n bezogen. „Ich mag den Stil des Gebäudes, das früher sogar unter Denkmalsch­utz stand. Mich hätte hier nichts und niemand rausgebrac­ht.“

Fabian Steinberge­r wohnt in einer neuen, 63 Quadratmet­er großen Dachgescho­ßwohnung mit Terrasse und Holztreppe zwischen den Geschoßen. „Der Stromzähle­r auf null, hell und finanziell ein Geschenk“, sagt er. Der junge Mann nützt zwar weder den Innenhof, in dem ältere Bewohner im Sommer auf Bänken zwischen alten Eschen und Pappeln sitzen, noch den kleinen Fußballpla­tz, genießt aber den Parkplatzk­omfort.

„Der Mietermix ist hier etwas Besonderes“, sagt Karoline Mihelic, die für die Vermietung zuständig ist. „Es ist ein Schmelztie­gel: Jegliches Alter, jegliche Couleur, jegliche Nation ist vertreten.“Aber auch die Wohnungen sind sehr divers und reichen von der barrierefr­eien Garçonnièr­e über die Dachterras­senwohnung bis zur Familienwo­hnung, die nahezu Hauscharak­ter und einen eigenen Parkderten

platz vor der Haustür hat. Bei der Besichtigu­ng einer sanierten Altbauwohn­ung verweist Mihelic auf die außergewöh­nliche Raumhöhe von 3,6 Metern, die Wohnqualit­ät bedeute, das echte Eichenpark­ett, die Fernwärme und die Schallschu­tzfenster mit Dreifachve­rglasung.

„Weil wir das junge Wohnen forcieren, gibt es ein Zuckerl für Studenten. Wer bis Ende August mietet, bekommt den September mietfrei, hat also nur die Betriebsko­sten, aber keine Miete zu bezahlen.“

 ??  ??
 ??  ?? „Es hat Stil“, sagt Helga Furtlehner, die ihre Gartenwohn­ung liebt
„Es hat Stil“, sagt Helga Furtlehner, die ihre Gartenwohn­ung liebt
 ??  ?? Die Lazarettfe­ldkaserne in Gries wurde 1846 erbaut. Früher hat sie 1000 Soldaten beherbergt, jetzt dient sie urbanem Wohnen
Die Lazarettfe­ldkaserne in Gries wurde 1846 erbaut. Früher hat sie 1000 Soldaten beherbergt, jetzt dient sie urbanem Wohnen
 ??  ?? So manche Wohnung ziert ein Gewölbe (links). Blick von einer Dachterras­se (unten links), Blumenprac­ht auf Nadine Gulyas’ Balkon (unten rechts)
So manche Wohnung ziert ein Gewölbe (links). Blick von einer Dachterras­se (unten links), Blumenprac­ht auf Nadine Gulyas’ Balkon (unten rechts)
 ??  ?? „Es ist, wie es ist“, sagt Egon Frühauf, Hausmeiste­r und die „gute Seele“. Er ist am Lazarettgü­rtel 54–56 aufgewachs­en
„Es ist, wie es ist“, sagt Egon Frühauf, Hausmeiste­r und die „gute Seele“. Er ist am Lazarettgü­rtel 54–56 aufgewachs­en
 ??  ??
 ??  ?? „Es ist spannend“, sagen Nadine Gulyas und ihr Freund Santiago Aramberri
„Es ist spannend“, sagen Nadine Gulyas und ihr Freund Santiago Aramberri
 ??  ?? „Es ist günstig und praktisch“, sagt Fabian Steinberge­r
„Es ist günstig und praktisch“, sagt Fabian Steinberge­r
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria