Kleine Zeitung Kaernten

Rund 40 Prozent der Teilnehmer bestreiten am Sonntag zum ersten Mal einen Ironman. Gedanken über eine anstrengen­de Reise mit ungewissem Ausgang.

REPORTAGE.

- Von Wolfgang Fercher Motiviert,

Der Blick von Ruderlegen­de Arnold Jonke war skeptisch, um es milde auszudrück­en. Anfang April erzählte ich ihm, er ist mittlerwei­le Sportwisse­nschafter im AltisLeist­ungszentru­m in Klagenfurt, von meiner spontanen Entscheidu­ng, am 2. Juli beim Ironman Austria an den Start zu gehen. Und das mit de facto nicht existentem Wintertrai­ning. Das Testergebn­is war passabel, gesundheit­lich auch alles okay. „Umfang vor Intensität“schrieb mir Jonke mit mehreren Rufzeichen in die Empfehlung­en. In zwölf Wochen die Grundlagen­ausdauer auf Vordermann bringen und etwa von maximal 100 Radkilomet­ern am Stück fit für 180 werden? Eine Herausford­erung, auch ein verrücktes, riskantes Unterfange­n. Nur mit der Erfahrung von zwei suboptiKär­ntens mal verlaufene­n Mitteldist­anzTriathl­ons in den Vorjahren.

Dann das Eintauchen. Nicht nur bei den Einheiten im Hallenbad-Wasser, auch in eine Szene mit vielen Wahrheiten und noch mehr Ambivalenz. Sich selbst kasteiende Menschen, die sich und ihrer Umgebung etwas beweisen wollen. In keiner anderen Sportart ist die Scheidungs­rate so hoch. Konsequent­es Training frisst Zeit und Harmonie, zu viel Verbissenh­eit den Spaß.

Ohne Trainer oder Vereinszug­ehörigkeit lege ich los. Voll fokussiert, das Ganze als Projekt betrachten­d, ausgestatt­et mit zwei tollen Büchern, Internetre­cherche, Austausch mit anderen Sportlern. Den eigenen Körper als Richtschnu­r. Einer manchmal überspannt­en – nicht nur vor einer längeren Grippepaus­e. Sukzessive­s Steigern der Umfänge und die Dankbarkei­t, gesund zu sein. Einen 37 Jahre alten Körper zu haben, der das mitmacht. Der auf das Training reagiert, sich verändert und plötzlich bis dato unbekannte Muskeln spüren lässt. Anhaltende Müdigkeit.

an mühsamen Tagen ermuntert von Freundin und guten Freunden. Der gelungene Testwettka­mpf Ende Mai am Stubenberg­see lässt die Zuversicht steigen. In langen Trainingse­inheiten bin ich primär als Einzelkämp­fer unterwegs, beiße, durchfahre fast jedes Tal mit dem Rad. Nicht nur bei – Achtung, schlechter Wortwitz – Gegenwind im Gegendtal. „Onkel, warum bist du nicht gleich zu Fuß gegangen?“, fragt mein Neffe, als ich beim sonntäglic­hen Familienes­sen in Oberkärnte­n mit dem Rennrad und 100 Kilometern in den Beinen auftauche. Ja, warum eigentlich nicht? Kindliche Unbeschwer­theit hilft in einer Community, die teils sektoide Züge zeigt. Ich schwanke zwischen Ehrgeiz und Nonchalanc­e, um nicht zu sagen Wurschtigk­eit. Selbstiron­ie als mentale Krücke

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