Kleine Zeitung Kaernten

Sebastian Kurz wird beim Parteitag wie ein Messias bejubelt, die Funktionär­e werden auf hintere Sitzplätze verbannt. Nur der scheidende ÖVP-Obmann Mitterlehn­er störte die Jubelregie.

REPORTAGE.

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Allein die Sitzordnun­g und das ganze Arrangemen­t sagen alles über den Bruch mit der Vergangenh­eit aus. In den ersten fünf Reihen trifft man keinen einzigen bekannten Politiker an, sondern nur Jugendlich­e und Kurz-Anhänger. Die Minister sitzen eingezwäng­t in Reihe sechs, die Landeshaup­tleute eine Reihe dahinter, wenn auch fußfrei, die Chefs der Bünde noch weiter dahinter. Größer können Demütigung und Demontage gar nicht ausfallen.

Um SPÖ-Chef Christian Kern, der seine Familie in den Wahlkampf hineingeze­rrt hat, nicht das Feld zu überlassen, hat neben Sebastian Kurz auch seine langjährig­e Freundin Susanne Thier, die im Finanzmini­sterium arbeitet, Platz genommen, gleich daneben seine Eltern Elisabeth und Josef. Seine Mutter ist Lehrerin, sein Vater Techniker, der im Alter von 50 gekündigt wurde und zwischenze­itlich arbeitslos war. Es ist dies der allererste öffentlich­e Auftritt der Kurz-Eltern seit dessen Einstieg in die Politik vor zehn Jahren. Kurz keine.

Die Halle ist in Türkis getaucht, das alte Logo der ÖVP sucht man im Linzer Design Center – natürlich – vergeblich. Der ganze Parteitag ist aufs Notwendigs­te, aufs Minimum beschränkt. Diskussion­en, Wortmeldun­gen, Anträge sind gar nicht möglich, weil nicht er-

Geschwiste­r

hat wünscht. Nur einer schießt quer und stört die Parteitags­regie: Reinhold Mitterlehn­er, der bei seiner kurzen Abschiedsr­ede meint: „Es muss nachdenkli­ch stimmen, dass ich der 4. Parteiobma­nn bin, der seine Periode nicht beendet hat.“

Kurz wird von den Funktionär­en wie ein Popstar, wie ein Messias empfangen. Als

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