Bluttat aus Hass auf FPÖ und Gesellschaft
Doppelmord in Linz hat ein politisches Motiv: Ein Tunesier tötete zwei unschuldige Pensionisten, weil er schlechte Erfahrungen mit der FPÖ gemacht haben will und Exempel statuieren wollte.
Das Tatmotiv hört sich so schrecklich wie unglaublich an: Weil sich ein 54jähriger Tunesier als Muslim und Ausländer in Österreich nicht willkommen gefühlt hatte, wollte er sich offenbar mit dem gewaltsamen Tod zweier betagter Pensionisten am Freitag in Linz (wir berichteten) an Österreichs Gesellschaft rächen.
Der Mann, der schon seit 1989 in Österreich lebt, gab zu Protokoll, dass er schon seit Langem darunter gelitten habe, als muslimischer Ausländer nicht wertgeschätzt worden zu sein. Hinzu kam, dass er 2011 wegen Tierquälerei angezeigt und auch verurteilt wurde. Der Verdächtige ging dabei fälschlicherweise davon aus, dass ein FPÖMandatar die Anzeige erstattet hatte. „Der Mann entwickelte zunehmenden Hass auf die Gesellschaft und speziell auf die FPÖ“, schilderte der oberösterreichische Landespolizeidirektor Andreas Pilsl das Motiv des Verdächtigen. Er habe die Partei und die Gesellschaft für negative Erfahrungen verantwortlich etwa, wenn er – seiner Ansicht nach – beim Arbeitsmarktservice nicht gut behandelt oder ihm die Mindestsicherung gekürzt wurde.
Einige Tage vor der Tat soll er den Entschluss gefasst haben, an der Gesellschaft „ein Exempel zu statuieren“. Als Opfer suchte er einen 87-jährigen pensionierten Juristen und dessen 85-jährige Frau, eine Buchautorin, aus. Er glaubte, bei ihnen einen Bezug zur FPÖ zu erkennen, da ein Sohn auch für einen freiheitlichen Landesrat tätig ist. Die beiden hatten den Tunesier nicht schlecht behandelt, sondern ihn sogar finanziell unterstützt. Laut Pilsl gab der Mann an, dass er wisse, dass die Tat nicht richtig gewesen sei und die Opfer keine Schuld an seiner Situation hatten. Doch: „Er wollte Rache und Vergeltung“, betont Andreas Pilsl.
Der Tunesier arbeitete zuletzt im Geschäft seiner Lebensgefährtin, einer Österreicherin, die zum Islam übergetreten war, als Zusteller. Im Zuge dessen brachte er auch zweimal wöchentlich Lebensgemacht, mittel zu dem betagten Ehepaar. Am Freitag hatte er unter seiner Schürze einen Gurt, einen Holzstock, ein Messer und einen Benzinkanister versteckt. Laut Polizei erdrosselte er zuerst die Frau, danach tötete er den Mann mit dem Messer und dem Stock. Anschließend legte er Feuer. Im Zuge der Löscharbeiten entdeckte die Feuerwehr dann die beiden Leichen.
Kurz nach der Tat stellte sich der Verdächtige selbst bei der Polizei. In der Inspektion wartete er geduldig, bis er an die Reihe kam, und legte dann ein
Geständnis ab. Bei der Einvernahme sagte er den Beamten, er habe zuerst auch überlegt, sich in der Donau zu ertränken.
Die Ermittler gehen nach einer Hausdurchsuchung von einer geplanten Tat und von einem Einzeltäter aus. In der Nähe der radikalislamischen Szene sehen sie den 54-Jährigen hingegen nicht: Der Tunesier habe zwar ein religiöses Leben geführt, der politische Islam habe ihn jedoch nicht interessiert. Ein psychiatrisches Gutachten zur Schuldfähigkeit soll jedenfalls eingeholt werden.