Für Entdecker
hätte es keinen Marshallplan für Österreich gegeben“, übertreibt Petschar amüsiert, „alle Lieferungen kamen mit der Bahn von Triest über Arnoldstein nach Wien. Der erste Zug wurde vom Landeshauptmann und einem Mädchenchor begrüßt und auch die viermillionste Tonne Marshallplan-Güter wurde gefeiert.“
Für Petschar war General George C. Marshall nicht nur ein „genialer Stratege, sondern auch ein großer Humanist mit Weitblick“. Neben der wirtschaftlichen Überlebenshilfe, die zugleich zukünftige Absatzmärkte für die USA schuf, wur- den auch die Grundlagen für wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Austausch gelegt, die bis heute wirken. Gefördert durch die Österreichische Marshallplan-Jubiläumsstiftung war Petschar 2015/16 Gastprofessor in New Orleans – mit einer unerwarteten Folge: „Seitdem ich dort so viel Musik in den Straßen gehört habe, spiele ich auf meiner Klarinette immer öfter Jazz statt Mozart. Obwohl der unseren Nachbarn auch gut gefallen hat. Petschar wurde von seiner Gattin begleitet, der Literaturwissenschafterin Theresia Klugsberger.
In Zeiten von Trump, zwischenstaatlichem Misstrauen und ungehemmtem Nationalegoismus sei der Marshallplan, so Petschar, „von einem Geist geprägt, der den Menschen in Europa nach dem Krieg Hoffnung gegeben hat, statt sie wie nach dem Ersten Weltkrieg mit Reparationen zu bestrafen und noch tiefer ins Elend zu stürzen. Daran zu erinnern, ist gerade jetzt unglaublich wichtig!“.
Apropos Strategie: Auch Petschar hat da einiges zu bieten – auf dem Schachbrett. Er ist 2100 ELO-Punkte stark und in seiner Dissertation ging es um Schach als Spiegel der Kulturen.
An ungewöhnlichen Infos herrscht bei ihm kein Mangel. Selbst Sisi kommt darin vor. Petschar ist auch für die Privatbibliothek der Habsburger verantwortlich: „In einem Reiseführer über Bad Kissingen hat sie eigenhändig rot unterstrichen, wo man sehr gute Milch für eine Milchkur erhält.“
Schach, Marshallplan, Klarinette, Sisi-Anekdoten, New Orleans, vielfacher Buchautor: Kein Wunder, dass ihm nicht fad wird.