Sollte Peter Pilz mit einer eigenen Liste im Oktober kandidieren, verspricht er den Grünen eine saubere Trennung.
Peter Pilz musste von seinem Vorhaben, das Wochenende an seinem obersteirischen Zweitwohnsitz beim Fliegenfischen zu verbringen, Abstand nehmen. „Ich werde mit dem Beantworten von Mails nicht fertig“, erzählt der grüne Rebell im Telefonat. Vor einer Woche unterlag er am Parteitag bei der Kampfabstimmung um Platz vier. Statt den Rückzug aus der Politik anzutreten, liebäugelt Pilz mit einer eigenen Liste: „Vieles spricht für eine Kandidatur. Was am Ende rauskommt, weiß ich nicht. Vielleicht sagen wir am Ende: Wir schaffen es nicht und lassen es.“Die Entscheidung falle in der zweiten Julihälfte, nach Abschluss des Eurofighter-Ausschusses.
Sollte Pilz antreten, verspricht er den Grünen eine saubere Trennung: „Ich kann nicht eine eigene Liste gründen und so tun, als ob nichts ist. Für mich ist klar, dass ich dann meine Parteimitgliedschaft zurücklege, aus der Partei austrete, den Grünen Klub verlasse und mein Büro räume. Das ist für mich selbstverständlich.“
Im Gespräch beteuert Pilz, dass er „nicht gegen die Grünen, sondern für eine neue Politik“kandidiere. „Ich will rauskommen aus der Denke der traditionellen Parteien, zu denen ich die grüne zähle, die sich nur daran orientiert: Was dient der eigenen Partei?“Lange erzählt er von fraktionsübergreifenden Kooperationen mit FPÖ-Chef Strache oder den ÖVP-Abgeordneten Lopatka und Amon bei der U-Ausschussreform.
Die Frage, ob er auf Drängen seiner Freunde noch einen Rückzieher machen könnte, würde von seiner Liste doch die
ÖVP profitieren, findet er absurd. „Sebastian Kurz wird neben mir alt aussehen.“Zum einen verfüge er über detaillierte Informationen, wonach die ÖVP in Österreich als „Erdog˘an-Brückenkopf“diene, zum anderen wolle er den „Schutz unserer Heimat Europa ins Zentrum der Bewegung stellen, unsere Heimat Europa verteidigen“. Ihm gehe es auch um die Trennung von Kirche und Staat, den Kampf gegen den politischen Islam. Dass er den Begriff „Heimat“in den Mund nimmt, ist überraschend, Pilz schließt nahtlos an Van der Bellen an, der den Begriff zur Verwirrung von Freund und Feind bewusst im Wahlkampf eingesetzt hatte. Zweites Thema sei die Gerechtigkeitsfrage, von der die SPÖ immer nur rede.
Ulrike Lunacek, Spitzenkandidatin der Grünen, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Pilz sein Vorhaben beerdigt. Im „Frühstück bei mir“auf Ö 3 meinte sie: „Ich hoffe immer noch, dass Pilz mit mir wahlkämpfen wird.“Und generell: „Wie oft musste ich mir anhören: Das sind zu viele ‚Eisenhintern‘, die beißen die Jungen raus. Jetzt haben wir jüngere Leute dabei, und jetzt heißt es: Wir haben die alten nicht gewählt.“
Mir geht es um eine neue Politik. Ich will unsere Heimat Europa verteidigen. Sebastian Kurz wird neben mir
sehr alt aussehen.
Peter Pilz, 63 Jahre