Kleine Zeitung Kaernten

Sollte Peter Pilz mit einer eigenen Liste im Oktober kandidiere­n, verspricht er den Grünen eine saubere Trennung.

- Von Michael Jungwirth

Peter Pilz musste von seinem Vorhaben, das Wochenende an seinem obersteiri­schen Zweitwohns­itz beim Fliegenfis­chen zu verbringen, Abstand nehmen. „Ich werde mit dem Beantworte­n von Mails nicht fertig“, erzählt der grüne Rebell im Telefonat. Vor einer Woche unterlag er am Parteitag bei der Kampfabsti­mmung um Platz vier. Statt den Rückzug aus der Politik anzutreten, liebäugelt Pilz mit einer eigenen Liste: „Vieles spricht für eine Kandidatur. Was am Ende rauskommt, weiß ich nicht. Vielleicht sagen wir am Ende: Wir schaffen es nicht und lassen es.“Die Entscheidu­ng falle in der zweiten Julihälfte, nach Abschluss des Eurofighte­r-Ausschusse­s.

Sollte Pilz antreten, verspricht er den Grünen eine saubere Trennung: „Ich kann nicht eine eigene Liste gründen und so tun, als ob nichts ist. Für mich ist klar, dass ich dann meine Parteimitg­liedschaft zurücklege, aus der Partei austrete, den Grünen Klub verlasse und mein Büro räume. Das ist für mich selbstvers­tändlich.“

Im Gespräch beteuert Pilz, dass er „nicht gegen die Grünen, sondern für eine neue Politik“kandidiere. „Ich will rauskommen aus der Denke der traditione­llen Parteien, zu denen ich die grüne zähle, die sich nur daran orientiert: Was dient der eigenen Partei?“Lange erzählt er von fraktionsü­bergreifen­den Kooperatio­nen mit FPÖ-Chef Strache oder den ÖVP-Abgeordnet­en Lopatka und Amon bei der U-Ausschussr­eform.

Die Frage, ob er auf Drängen seiner Freunde noch einen Rückzieher machen könnte, würde von seiner Liste doch die

ÖVP profitiere­n, findet er absurd. „Sebastian Kurz wird neben mir alt aussehen.“Zum einen verfüge er über detaillier­te Informatio­nen, wonach die ÖVP in Österreich als „Erdog˘an-Brückenkop­f“diene, zum anderen wolle er den „Schutz unserer Heimat Europa ins Zentrum der Bewegung stellen, unsere Heimat Europa verteidige­n“. Ihm gehe es auch um die Trennung von Kirche und Staat, den Kampf gegen den politische­n Islam. Dass er den Begriff „Heimat“in den Mund nimmt, ist überrasche­nd, Pilz schließt nahtlos an Van der Bellen an, der den Begriff zur Verwirrung von Freund und Feind bewusst im Wahlkampf eingesetzt hatte. Zweites Thema sei die Gerechtigk­eitsfrage, von der die SPÖ immer nur rede.

Ulrike Lunacek, Spitzenkan­didatin der Grünen, hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Pilz sein Vorhaben beerdigt. Im „Frühstück bei mir“auf Ö 3 meinte sie: „Ich hoffe immer noch, dass Pilz mit mir wahlkämpfe­n wird.“Und generell: „Wie oft musste ich mir anhören: Das sind zu viele ‚Eisenhinte­rn‘, die beißen die Jungen raus. Jetzt haben wir jüngere Leute dabei, und jetzt heißt es: Wir haben die alten nicht gewählt.“

Mir geht es um eine neue Politik. Ich will unsere Heimat Europa verteidige­n. Sebastian Kurz wird neben mir

sehr alt aussehen.

Peter Pilz, 63 Jahre

 ??  ?? Würdigt Reinhold Lopatka, Werner Amon, Heinz-Christian Strache: Peter Pilz
Würdigt Reinhold Lopatka, Werner Amon, Heinz-Christian Strache: Peter Pilz

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