Kleine Zeitung Kaernten

Doppelte Zeitenwend­e

WIENER PARKETT. Am Donnerstag löst sich der Nationalra­t auf. Viele Abgeordnet­e kehren nicht wieder. Das Hohe Haus sperrt für drei Jahre zu.

- Michael Jungwirth

Nicht alle Parlamenta­rier sind über ihr bevorstehe­ndes Ausscheide­n aus dem Nationalra­t verbittert. Karlheinz Töchterle, der einstige Wissenscha­ftsministe­r, zieht sich nicht nur aus der Politik zurück, auch die Emeritieru­ng steht dem 68-jährigen Universitä­tsprofesso­r bevor. „Jetzt freue ich mich auf meinen Rückzug ins Otium“, formuliert der Altphilolo­ge – also auf Mußestunde­n im Kreis seiner Familie, in den Bergen, in der Welt der Bücher. Allerdings mischt sich auch Kritik in den durchaus wehmütigen Abschied. „Ich möchte meine Zeit in der Politik nicht missen, auch wenn ich weniger bewegen konnte als erwartet und gewünscht.“

A m Donnerstag findet eine doppelte Zäsur im Hohen Haus am Wiener Ring statt. Zum einen löst sich ganz offiziell der Nationalra­t auf, gleichzeit­ig wird der Wahltermin mit 15. Oktober formalisie­rt. Zum anderen sperrt das Parlament buchstäbli­ch seine Pforten zu. Wegen des Umbaus übersiedel­t das Plenum für mehr als drei Jahre in die Hofburg – und die Abgeordnet­en in Container am Heldenplat­z und im Burggarten.

F ür nicht wenige Abgeordnet­e heißt es doppelt Abschied nehmen. Auch im noch schwarzen und bald türkisfarb­enen Parlaments­klub brechen neue Zeiten an. Nicht nur Töchterle, auch die Ex-Ministerin Maria

Fekter und Beatrix Karl scheiden aus dem Parlament. Mehr als die Hälfte der schwarzen Mandatare kehren nicht wieder, darunter bekannte Gesichter wie Ex-ORF-Journalist­in Gertrude

Aubauer, die beiden langjährig­en Bauernbund­chefs Jakob

Auer und Fritz Grillitsch, Ex-Generalsek­retär Johannes Rauch, Gesundheit­ssprecher Erwin Rasinger, die Ex-Stronachia­ner Kathrin Nachbaur, Rouven Ertlschwei­ger, Georg Vetter, Frauenchef­in Dorothea Schittenhe­lm,

Kammerchef Hermann Schultes, Andreas Zakostelsk­y. Von acht

Steirern kehren nur Reinhold Lopatka und Werner Amon höchstwahr­scheinlich wieder, beide werden es diesmal genauso wie Nationalra­tspräsiden­t

Karlheinz Kopf über den Regionalwa­hlkreis versuchen. Bekanntlic­h hat ÖVP-Chef Sebastian

Kurz alle Parteifreu­nde von der Bundeslist­e verbannt, er will ausschließ­lich Quereinste­iger auf die Bundeslist­e setzen.

G eringer ist der Aderlass bei der SPÖ. So kehren Sicherheit­ssprecher Otto Pendl, aber auch die Abgeordnet­en Anton Heinzl, Marianne Gusenbauer, Erwin Spindelber­ger, die

rote Rebellin Daniela Holzinger, Gisela Wurm, Walter Schopf, Franz Kirchgatte­rer

und Elmar Mayer dem Parlament den Rücken. Zur Zitterpart­ie wird der 15. Oktober nicht für Ex-Minister Gerald

Klug und für Josef Cap. In seinem Regionalwa­hlkreis ist Cap chancenlos auf Platz zwei gereiht, auf der roten Bundeslist­e dürfte er kaum an wählbarer Stelle aufscheine­n. Weg vom Fenster ist das Team Stronach, auf Kontinuitä­t setzen die Freiheitli­chen, bei den Grünen ist alles offen.

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rwartungsg­emäß haben die Neos gestern bei ihrer Mitglieder­versammlun­g mit klarer Mehrheit eine Allianz mit Irmgard Griss für den 15. Oktober beschlosse­n.

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Fekter und Töchterle scheiden aus, Cap (Mitte) muss um Wiedereinz­ug zittern
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