Kleine Zeitung Kaernten

Seit 1975 kümmern sich Experten der Greifvogel­station Haringsee um verletzte Vögel. Was tun, wenn man selbst einen findet?

- Von Gabriel Prödl Bei

Wir haben da ein armseliges junges Vogerl gefunden. Was sollen wir denn jetzt damit machen?“So oder ähnlich lauten die Anfragen bei der Eulen- und Greifvogel­station Haringsee. Teils öfter als 20 Mal täglich klingelt das Telefon der Einrichtun­g. Gerade im Sommer wird auf Hochtouren gearbeitet: „Falls notwendig, unterstütz­en wir selbst die Bergung“, informiert VogelExper­tin Brigitte Kopetzky, „da müssen wir dann auch schon einmal auf den Baum rauf.“Die großteils verletzten Vögel werden dann auf der Station im Marchfeld bei Wien aufgezogen.

Der Veterinärm­ediziner Hans Frey gründete die Einrichtun­g, die dieses Jahr bereits rund 850 verletzte Wildtiere aufgenomme­n hat, 600 davon allein in den letzten beiden Monaten. AufgeMutte­r zogen werden die eingeliefe­rten tierischen Patienten schlussend­lich von Ammen der gleichen Art, um die schädliche Handaufzuc­ht zu umgehen, erklärt Kopetzky: „Andernfall­s würde das Tier zu sehr vom Menschen geprägt sein und diesen als Artgenosse­n ansehen.“Das wäre für eine erfolgreic­he Auswilderu­ng nach vorübergeh­ender Rekonvales­zenz fatal. Tiere, die aufgrund von Invaliditä­t nicht in die Freiheit entlassen werden können, bleiben im Areal und fungieren als Ammen für zukünftige Generation­en.

kommt dem Institut das gute Verhältnis zur Veterinärm­edizinisch­en Universitä­t Wien zugute. Allerdings sollte keinesfall­s jedes verletzt anmutende Tier „gerettet“werden. „Nicht jeder kleine Vogel ohne Mutter ist gefährdet“, erklärt Kopetzky, „manche sind tagsüber oft allein, die ist auf Futtersuch­e. Aufgrund ihrer Geruchsneu­tralität sind sie für Fressfeind­e nicht aufzuspüre­n.“

Das Junge braucht aber sehr wohl Hilfe, wenn einer dieser drei Faktoren zutrifft: Entweder ist die Mutter nachweisli­ch verunglück­t, das Junge sichtbar verletzt oder der kleine Nestling in der Nähe einer Straße zu finden. Dann soll unmittelba­r gehandelt werden. Tipps zur Erstversor­gung werden auf der Webseite der Station (www.eulen-greifvogel­station.at) gegeben. Dort wird auch mit einer Mär aufgeräumt: Selbst wenn das Tier von einem Hund oder Menschen berührt wurde, soll es nicht mit in ein Heim, geschweige denn nach Hause genommen werden. Der Mutterinst­inkt ist viel zu groß, um das Junge wegen fremden Geruchs abzustoßen. „Zur Sicherheit aber lieber anrufen, dann kann viel Tierleid erspart werden.“

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