Astrid und Andreas Rittler erzählen, warum sie Schloss Lichtengraben öffentlich zugänglich gemacht haben.
Der Sprung vom Schlossherren zum Hausmeister ist oft ein kleiner. „Wir machen hier fast alles selbst“, sagt Andreas Rittler und blickt zu seiner Frau Astrid, die schmunzeln muss. Denn wenn sie in ihrem Arbeitsgewand im Freien werken, kann es schon passieren, dass sie von Vorbeikommenden für Bedienstete gehalten werden. „Wir werden über die Eigentümer ausgefragt“, sagt die Mutter von Linda (22) und Julius (20) und lacht. 203 Hektar ist der landund forstwirtschaftliche Betrieb Gut Schloss Lichtengraben in Bad St. Leonhard groß. Herzstück des Anwesens ist das Jahrhunderte alte Schloss.
Andreas Rittler, der auf Schloss Greißenegg in Voitsberg aufgewachsen war, hat das Gut Mitte der 1990er-Jahre von seiner Mutter übernommen. Schon bald überlegte die Familie, wie man das Schloss beleben könnte. „Ein Haus wie dieses, braucht viele Menschen, damit es lebt“, sagt Rittler. Der gebürtige Steirer ist im altehrwürdigen Gebäude mit seinen 1200 Quadratmetern Wohnfläche ständig am Sanieren. Die Rittlers fanden ihren Weg: Im ersten Stock wurde eine Ferienwohnung eingerichtet; die Räume der Beletage werden für Feste vermietet. Und genau dorthin geht es jetzt.
„In Hoffnung schweben, macht süß das Leben“– auf den farbenfrohen Butzenscheiben im Gang steht so manch ein Spruch geschrieben. Im rustikal eingerichteten Zirbensaal findet bei Hochzeiten gerne die Tafel statt. Die Einrichtung stammt aus der Zeit der (Ur)Großeltern Rittlers. Seine Gattin führt die Gäste weiter in den weißen Salon.
ist man sich sicher: Die Hausherrin dekoriert gerne und hat den Blick fürs Detail. Auf dem blütenweißen Esstisch finden sich Kerzenständer, Miniaturhirsche und eine Vase mit Grün. „Die Dekogegenstände stammen aus dem Familienbesitz sowie von Reisen“, sagt Astrid Rittler. Ihr Mann hat zu jedem alten Stück eine Verbindung. So auch zum Wolf, der auf einem Beistelltisch steht. Das Besondere an ihm ist, dass er einen abnehmbaren Kopf hat. „Er stand seinerzeit auf dem Tisch des Großvaters. Im Inneren waren weiße Mandeln. Das war so eine Anlehnung an den Wolf und die sieben Geißlein.“
Durch die Räume der Beletage zieht sich ein Boden aus
ist in dieser Form wohl einzigartig in Kärnten. Rittlers Eltern waren Protestanten und ließen die Hauskapelle mit Kassettendecke und Wandvertäfelung aus Zirbenholz in eine Bibliothek umbauen. Neben Büchern, die sich auf zwei Etagen verteilen, befindet sich dort auch ein Billardtisch aus dem späten 19. Jahrhundert. „Den Tisch kann man umdrehen“, sagt der Hausherr und wendet mit sicheren Handgriffen die doppelte Granitplatte. Aus dem Billardtisch wird im Nu ein Karamboltisch. Und Rittler wartet wieder mit einer Geschichte auf. Wie er als junger Mann auf das Gut gekommen war, stand der Tisch in Einzelteile zerlegt auf dem Dachboden. Mit einem Aufgebot von acht Mann fand er den Weg zu neuem Glanz.