Mörbisch hat einen wunderbaren Vogel Nach fast 20-jähriger Absenz zieht bei den Seefestspielen Mörbisch der „Vogelhändler“wieder höchst gelungen seine Kreise.
Kaum zu glauben: Die Seefestspiele in Mörbisch existieren nun schon seit 60 Jahren. Trotzdem ist es den burgenländischen Politikern bis heute nicht gelungen, zur Festspielzeit ein funktionierendes Zubringersystem zu entwickeln. Wer das immer attraktiver gewordene kulinarische Angebot genießen will, möchte ja nicht unbedingt mit eigenem Auto hinund vor allem zu später Stunde zurückfahren. Vielleicht ist das aber ein wesentlicher Grund für den zuletzt bejammerten Zuschauerschwund. Die Schuld wird dann jedoch allzu leicht auf die künstlerisch Verantwortlichen geschoben.
Im konkreten Fall: Für Harald Serafins Nachfolgerin Dagmar Schellenberger ist heuer der letzte Festspielsommer angebrochen. Dabei liefert sie just jetzt die beste Produktion ihrer Intendantenzeit. Dieser schwungvolle, dynamische, höchst unterhaltsame „Vogelhändler“ würde auch jedem renommierten Operettenhaus zur Ehre gereichen. In Axel Köhlers Inszenierung (und Bearbeitung, gemeinsam mit André Meyer) des Operetten-Klassikers von Carl Zeller gibt es keine Minute Leerlauf. Er verwendet zwar auch diesen oder jenen alten Operettenschmäh, aber das Gesamtbild ergibt einen Abend, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Angeführt vor allem von der Spielfreude – und ihren dankbaren Rollen natürlich – der Herren Paul Schweinester (Adam) und Horst Lamnek (Baron Weps), steigert sich das gesamte Ensemble zur Hochform, dazu wird, unter der Leitung von Gerrit Prießnitz, fabelhaft musiziert und getanzt, sogar Wasserstrahlen „tanzen“mit.
Armella Müller von Blon kleidet das Ensemble nicht nur in bunte, sondern teils auch höchst fantasievolle Kostüme (100 für die Statisterie, 200 für das Ballett und 32 für die Solisten). Hollywood, erblasse!
Für die scheidende künstlerische Leiterin Dagmar Schellenberger (in der Aufführung als Adelaide zu sehen) ergibt sich nach allen Irrungen und Wirrungen zumindest privat ein Happy End nach bewährtem Operettenmuster: Am Tag nach der letzten Vorstellung wird sie heiraten. Im geliebten Burgenland. Good luck! Und das wird, nach den einschlägigen Erfahrungen auch mit dem Kasperltheater rund um die Bestellung und dann wieder Nichtbestellung von Gerald Pichowetz auch der künftige Intendant Peter Edelmann brauchen. Viel Prominenz wohnte der Premiere bei, darunter Kulturminister Drozda, die Landeshauptleute Hermann Schützenhöfer und Hans Niessl, FPÖ-Chef HeinzChristian Strache und Altkanzler Franz Vranitzky.