Mehr diskussionswürdige, preiswürdige Texte!
K lagenfurts Bachmannpreis ist eine der höchstdotierten deutschsprachigen Literaturauszeichnungen. 14 Texte wurden diesmal verlesen. Mehr als drei hätten es nicht sein müssen. Bilanz eines Desasters ... Entweder – aber das wollen wir nicht glauben – verhält sich die Fähigkeit der Jury zur Auswahl gescheiter Wettbewerbstexte gegenläufig zu ihrer erwiesenen Diskussionsfähigkeit. Oder – auch das wollen wir nicht glauben – sie sind entweder zu bequem oder zu sehr in seltsamen Agenden derart gefangen, dass es ihnen nicht gelingt ... 14 Texte zu finden, zu bestellen, von denen ... zehn zumindest diskussions- und preiswürdig sind. Texte, wohlgemerkt, von 25 Minuten Lesedauer, was zwölf Seiten und weniger als 4000 Wörtern entspricht. Oder es gibt diese Texte, es gibt die Autoren nicht. Zum Teil, weil Autoren sich dem Wettlesen mit anderen Kollegen vor laufender Kamera nicht aussetzen wollen. Zum Teil, weil alles, was aussortiert wurde, noch schrecklicher ist, noch mutloser, noch unausgefeilter, unbeholfener, unprofessioneller, langweiliger als das, was in diesem Jahr abgesehen von Wray, Schmalz und Nickel zu hören war. Sollte das tatsächlich der Fall sein, was Lektoren und Juroren mehr oder weniger achselzuckend bestätigen, kann man sich schon fragen, was Verlage beispielsweise für Nachwuchsförderung tun, wozu Literaturinstitute eigentlich sein müssen.