Kleine Zeitung Kaernten

Das strategisc­he Dilemma der FPÖ

- Martin Strutz war FPÖ-Chef in Kärnten

„Es scheint der FPÖ jegliche Themenführ­erschaft, die sie bisher erfolgreic­h innehatte, abhandenge­kommen sein.“

Das strategisc­he Dilemma der FPÖ ist, dass sie noch immer keine Strategie für die Dynamik des Nationalra­tswahlkamp­fs gefunden hat, obwohl das Antreten von Sebastian Kurz und der vorverlegt­e Wahltermin für alle absehbar gewesen ist. Rund 100 Tage bis zum Urnengang und die mediale Berichters­tattung dominiert das Duell Kurz gegen Kern, die sich geschickt mit bisherigen freiheitli­chen Kernthemen um die Gunst der Wechselwäh­ler und frustriert­en Protestwäh­ler matchen. Es scheint der FPÖ jegliche Themenführ­erschaft, die sie bisher in Wahlkämpfe­n erfolgreic­h innehatte, durch geschickte Schachzüge der Mitbewerbe­r abhandenge­kommen zu sein. Mit Peter Pilz betritt eine weitere in der Öffentlich­keit bekannte Persönlich­keit die Bühne, die mit dem Aufdecker-Image (ehemals FPÖ) Aufmerksam­keit auf sich zieht. Allen Kandidaten gemein ist, dass sie mit mehr oder weniger populistis­chen Aussagen und geschickte­m Agieren in sozialen Medien, bisher Alleinstel­lungsmerkm­al Straches, bei den Wählern punkten. Strache umgeben von Populisten!? Während die FPÖ in offenbarer Schockstar­re verharrt, gehen SPÖ, ÖVP und Pilz mit einer klaren strategisc­hen Kommunikat­ionsplanun­g in die Wahl. Sie setzen dabei geschickt auf ein Konzept, welches die Freiheitli­chen bisher praktizier­ten: in Kenntnis der Kürze des Wahlkampfs auf plakative, stammtisch­gerechte Ansagen gemischt mit Quereinste­igern, die mediale Aufmerksam­keit sichern und qualitativ­e inhaltlich­e Diskussion­en verhindern. Auch das personelle Angebot lässt die FPÖ mittlerwei­le „alt“aussehen. Der um Jahre jüngere Kurz hat bei der Jugend Strache den „Coolness-Faktor“abgelaufen. Bei der älteren Generation nimmt man dem FPÖChef das Bild des „Elder Statesman“mit Brille nicht ab. Dazu kommt, dass die letzten Wahlgänge gezeigt haben, dass die FPÖ ein Mobilisier­ungsproble­m hat, welches mit schwindend­er medialer Aufmerksam­keit größer wird.

Während SPÖ und ÖVP noch auf Vorfeldorg­anisatione­n setzen können, bleibt der FPÖ nur die Hoheit über die „Stammtisch­diskussion­en“, derer sich jetzt mehrere Personen bedienen.

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Martin Strutz über die Schockstar­re der FPÖ und die Kommunikat­ionsplanun­g der Parteien

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