Kleine Zeitung Kaernten

Mehr als nur Show

Der Eurofighte­r-U-Ausschuss war trotz widriger Verhältnis­se nicht für die Katz. Erkennen wird dies allerdings nur, wer das Hohe Haus nicht mit der Justiz verwechsel­t.

- Klaus Knittelfel­der

Wie ein Damoklessc­hwert schwebt er über ausnahmslo­s jedem parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss: der Vorwurf, ein U-Ausschuss sei lediglich eine mit Steuergeld finanziert­e Politshow, fördere nichts Neues zutage und sei daher letztlich sinnbefrei­t. Und heuer hatten es die Kritiker besonders leicht. Durch die Neuwahl wurde der unter Getöse vereinbart­e Ausschuss auf ein Minimum zusammenge­stutzt und lief Gefahr, zum Vorwahlkam­pfinstrume­nt zu verkommen. Zu allem Überfluss hatte auch noch der ohnehin im ständigen Verdacht der Selbstdars­tellung stehende Ausschuss-Frontmann Peter Pilz diesmal durch seinen Grünen-Abgang noch mehr Gründe zur rauschende­n Inszenieru­ng der eigenen Person.

Und dennoch lagen sie wieder einmal falsch, die „U-Ausschüsse bringen nichts“-Sager. Denn abgesehen davon, dass dieses Instrument der Machtkontr­olle zu den Säulen des realpoliti­sch ohnehin zu schwach ausgeprägt­en Parlamenta­rismus gehört und somit keinesfall­s via Pauschalkr­itik infrage gestellt werden sollte, war die- ser Ausschuss gerade aufgrund seiner Sondersitu­ation bedeutsam. Auf sechs Wochen komprimier­t zeichnete er ein teils erschütter­ndes Sittenbild der Geschehnis­se rund um den Abfangjäge­r-Deal. Einer kam dabei ganz übel unter die Räder: ExVerteidi­gungsminis­ter Norbert Darabos. Der 2007 geschlosse­ne Vergleich des nunmehrige­n Landespoli­tikers wurde klarer denn je als Unfug, bestellt von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer und verhandelt ohne Experten aus Verteidigu­ngsressort und Finanzprok­uratur, enttarnt. Das scheint auch ein bisher unbekannte­r Vergleichs­entwurf zu bestätigen, der noch deutlich besser war als der schlussend­lich vereinbart­e DarabosMur­ks. Dass abgesehen davon wenig Neues daherkam, mag stimmen, taugt aber nicht als Argument gegen die Sinnhaftig­keit des Ausschusse­s. Denn das, was nun entsteht, ist mehr als das bisher vorliegend­e Mosaik aus Magazin-Stories, Rechnungsh­ofberichte­n und Ermittlung­szwischens­tänden der 15 Jahre alten Eurofighte­r-Causa. Es ist ein zusammenhä­ngender Bericht, gebaut durch Befragunge­n unter Wahrheits- und Erscheinun­gspflicht, der nicht nur bei Gegengesch­äften einen neuen Umgang empfehlen wird. Wer soll so etwas denn liefern, wenn es das Parlament nicht tut? Dass Regierunge­n die Selbstkont­rolle eher nur mit mäßiger Ernsthafti­gkeit betreiben, wurde nun ja einmal mehr eindrucksv­oll bewiesen. etztendlic­h hat dieser verkürzte und der öffentlich­en Aufmerksam­keit teils beraubte U-Ausschuss vor allem eines gezeigt: Im thematisch kleineren, eher unspektaku­lären Rahmen funktionie­rt die Aufarbeitu­ng fragwürdig­er Prozesse durchaus. Das darf man ruhig schätzen. Dafür müsste man allerdings damit aufhören, den an astronomis­cher Erwartungs­haltung krankenden U-Ausschuss für eine Ersatz-Justiz zu halten, die laufend rauchende Colts aufspürt. Wer das erwartet, wird am Ende immer enttäuscht sein.

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