„Interventionen verhindern Kontrollen“
Missstände in Schweinemast- und Schlachtbetrieb: Tierärzte-Präsident erhebt schwere Vorwürfe.
Seit der Verein gegen Tierfabriken (VGT) neuerlich einen Tierskandal in einem Kärntner Schlachtbetrieb aufgedeckt hat, gehen im Land die Wogen hoch. Franz Josef Schantl, Präsident der Kärntner Tierärztekammer, wirft Behörden und Politikern nun Einflussnahme bei Kontrollen durch „allzu strenge“Amtstierärzte vor.
„Es kam mehrmals vor, dass sich ein Landwirt oder Betrieb nach einer Kontrolle, bei der auf Mängel hingewiesen wurde, beschwert hat“, sagt Schantl. Daraufhin hätten zuständige Behörden und Politiker teilweise interveniert. Es sei sogar so weit dass Amtstierärzte ausgetauscht oder Arbeitseinteilungen geändert worden seien, erzählt Schantl. Er selbst war und ist davon ebenfalls betroffen. „Im Vorjahr habe ich einmal erfolgreich beim Verwaltungsgericht gegen einen Bestellbescheid berufen.“Damals habe man ihn aus einem Betrieb „aussperren“wollen. In einem anderen Fall wartet er noch auf eine Entscheidung. „Ich habe bei einer Landwirtin bei einem kranken Schwein die Schlachtungsgenehmigung nicht erteilt.“Daraufhin habe sich diese über ihn beschwert und weitere Vorwürfe erhoben. Nun sei für ein halbes Jahr ein anderer Tierarzt zuständig: „Das heißt, meine Tätigkeit wird amtlich überwacht. Dabei machen wir solche Einwände ja nicht aus Jux und Tollerei. Das hat alles seinen Sinn und wir sind dafür speziell ausgebildet.“
Agrarreferent Christian Benger (ÖVP) argumentiert damit, dass in diesen beiden Fällen zwischen Schantl und dem jeweiligen Landwirt die Fronten derart verhärtet gewesen seien, dass man eine weitere Meinung einholte: „Das heißt, wir kontrollieren sogar doppelt.“Von anderen Fällen wisse man nichts.
Doch auch von politischer Seite kommt heftige Kritik an Bengers Vorgehen. Landtagsabgegangen, geordneter Hartmut Prasch (Team Kärnten) fordert ihn auf, einzugestehen, dass die nach dem Schlachthofskandal in Klagenfurt vor eineinhalb Jahren getroffenen Maßnahmen nicht oder nur sehr schlecht umgesetzt worden seien.
Um Einflussnahmen zu verhindern, fordert Schantl schon seit Jahren, dass die Unterabteilung Veterinärwesen dem Gesundheitsreferat und nicht wie bisher dem Agrarreferat unterstellt werde. Dieser Idee kann Benger nichts abgewinnen, denn wenn es um strenge Kontrollen gehe, mache das keinen Unterschied.