Daimler: Sorge um Image Deutschlands
Nach Abgas-Vorwürfen gegen Premium-Hersteller ist die Politik alarmiert. Deutsche kaufen weniger Autos.
Lange wurde es vermutet, nun mehren sich die Verdachtsmomente: Nicht nur VW könnte bei der Messung der Dieselabgase getrickst haben. Nach den Ermittlungen gegen Daimler will das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Fahrzeuge des Premium-Herstellers zu prüfen.
Die Meldungen sorgen inzwischen für Alarmstimmung innerhalb der deutschen Regierung. „Wenn sich herausstellen sollte, dass ein weiterer deutscher Weltkonzern seine Kunden und Behörden betrogen hat, dann wäre das ein deutlicher Schaden für den gesamten Industriestandort Deutschland“, sagte der Verbraucherschutz-Staatssekretär im Justizministerium, Ulrich Kelber, dem „Handelsblatt“. Es sollte daher im Interesse der Branche liegen, ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren.
Daimler hat den Vorwurf des Einsatzes von illegalen Abschalteinrichtungen in seinen Dieselautos strikt zurückgewiesen. „Auf Basis der uns vorliegenden Informationen würden wir gegen den Vorwurf einer illegalen Anschalteinrichtung durch das KBA mit allen rechtlichen Mitteln vorgehen“, erklärte der Konzern.
Auch der VW-Abgasskandal könnte für Deutschland bald weitere negative Folgen haben. Die EUKommission kritisiert, dass trotz illegaler Abschalteinrichtungen bisher keine Sanktionen gegen VW erhoben wurden. Die negativen Meldungen aus der Autowelt schlagen sich in Deutschland indes auch auf die Kauflaune nieder. Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Neuzulassungen um 3,5 Prozent auf 328.000 Autos. Ebenfalls rückläufig war das Geschäft in Großbritannien. In den anderen Ländern werden mehr Autos gekauft. EUweit gab es 1,49 Millionen Neuzulassungen, das ist ein Plus von 2,1 Prozent.