„Rekorde sind mir nicht so wichtig“
ÖFB-Stürmerin Nina Burger spricht über ihren Tor-Rekord, die EM in den Niederlanden und den Vergleich zwischen Männerund Frauenfußball.
Am Dienstag feiert das ÖFB-Frauen-Nationalteam die EM-Premiere. In Deventer (18 Uhr) treffen die Österreicherinnen auf die Schweiz. Stürmerin Nina Burger feierte 2006 ihr Debüt im ANationalteam und ist damit die dienstälteste Spielerin im rotweiß-roten EM-Kader. Sie sind mit 87 Einsätzen im ÖFBTeamdress Rekordspielerin bei den Frauen. Mit 46 Toren sind Sie sogar österreichische Rekordtorschützin und haben die Bestmarke von Toni Polster um zwei Treffer überboten. Was bedeuten Ihnen diese Rekorde?
NINA BURGER: Es ist nett, dass sie so passiert sind. Aber für mich nicht so wichtig.
Was zählt für Sie dann?
Tore sind wichtig, da sie der Mannschaft oft zu Siegen und Erfolgen helfen. Und ich bin froh, dass ich schon sehr viele Spiele für das Nationalteam bestreiten konnte. Aber ich klopfe auf Holz, dass ich in all der Zeit verletzungsfrei geblieben bin und nichts Gröberes hatte.
Sie spielen seit elf Jahren im Nationalteam, in wenigen Tagen starten Sie in Ihre erste EM. Wie sehen Sie die Entwicklung des ÖFB-Frauen-Teams in den letzten Jahren? Immerhin konnten mit dem Cyprus Cup 2016 das erste Turnier gewonnen und erstmals die Qualifikation für ein Großereignis geschafft werden. Es gibt einige Gründe, warum wir uns so gut weiterentwickelt Mit Dominik Thalhammer ist 2011 ein sehr guter Trainer gekommen, sehr viele Spielerinnen sind in ausländischen Ligen, wie der deutschen Bundesliga, engagiert und werden dort gefordert. Außerdem ist das Nationalteam in derzeitiger Besetzung zum Großteil seit 2011 zusammen, wir trainieren seit Jahren gemeinsam und das sieht man jetzt auf dem Platz.
Ihr Motto lautet: „Ist das Ziel erreicht, ist das Ziel eine Startlinie.“Wie passt dies zur derzeitigen Situation? Für uns war das Ziel die EMTeilnahme. Die neue Zielsetzung ist, bei der EM von Spiel zu Spiel bestmögliche Leistungen abzuliefern. Und dann zu schauen, wie weit es uns bringt.
Merken Sie eigentlich die Bekanntheit und das steigende Medieninteresse? Werden Sie auf der Straße schon erkannt? In der Umgebung von Sand (Anm.: Deutschland), wo ich spiele, wird man als Fußballerin schon erkannt. Auch in Österreich kommt es vor, dass man angesprochen wird. Aber eher auf Fußballplätzen. Auf der Straße nur manchmal. Es ist nicht extrem, verstecken oder inkognito mit Hut und Brille muss ich noch nicht herumlaufen. Man kann sich schon noch schön frei bewegen.
Sie haben einmal gesagt, Sie mögen nicht, dass immer Vergleiche zwischen Männer- und Frauenfußball gezogen werden.
Weil man das auch nicht verhaben: gleichen kann, weil allein schon die körperlichen Unterschiede gegeben sind. Wie in vielen anderen Sportarten auch. Viele sprechen davon, was der Unterschied ist, dann kommt das Körperliche, das Finanzielle. Es ist immer das Gleiche. Ich habe mich dabei schon ein bisschen sattgehört.
Zu spielen haben Sie jedoch bei den Burschen begonnen. Wie sehr hat Ihnen das in der Entwicklung geholfen? Als ich begonnen habe, mit sechs, sieben Jahren, war ich das einzige Mädel weit und breit im Bezirk. Es hat mir schon sehr geholfen und gutgetan, bei den Burschen zu spielen. Auch im körperlichen Bereich ist es wichtig. Ich finde es gut, wenn ein Mädchen so lange wie möglich mit den Burschen spielt.
Sie sind ausgebildete Polizistin. Wie wichtig ist eigentlich ein zweites Standbein für eine Fußballerin? Ich bin derzeit in unbezahltem Karenzurlaub, der ist mir gewährt worden. Ich habe meine Planstelle und damit auch eine Absicherung, wenn ich die Karriere beende. Das ist für eine Fußballerin wichtig. Man hat nicht ausgesorgt, man sollte sich nebenbei etwas aufbauen. Man kann als Fußballerin aber jetzt mehr verdienen als noch vor fünf, sechs, sieben Jahren. Aber es gibt natürlich noch viel Luft nach oben.