Gewagt, gewonnen: Mit dem Barockspektakel „La Margarita“zeigt die styriarte markantes Profil. Da macht es auch nichts, wenn ein Sturschädel mitwirkt.
den von Dorottya Borsó choreographierten Übungen steckt: nobler Seitengang, tänzelnde Piaffe, schwebende Passage, bockspringende Kapriole, Levaden auf den Hinterbeinen ... All das zeigten die ungarischen Pferde und Reiter bei der Premiere mit beeindruckender Anmut. Dass so ein Ballettmotor mit 16 PS da und dort allerdings auch stottern kann, liegt in der Natur der Sache. Manche Pferde wurden wohl auch durch die große Zuseherkulisse auf den beiden Seitentribünen nervös. Und wer Tierdressur fragwürdig findet, mag sich insgeheim über jenen Sturschädel gefreut haben, bei dem man fast „Es ist ein Ross entsprungen“hätte anstimmen müssen.
An der Stirnseite des Reitplatzes ist die Bühne platziert, von Ausstatterin Lilli Hartmann wie aus grellbunten Papiertheater-Bastelbögen geschnitten. Auf ihr wird die Geschichte von Herkules erzählt: Der stiehlt (wie auch anders im steirischen Apfelland?) lieber die goldenen Äpfel als die rosigen Töchter von König Hesperos, um sie dem Herrscherpaar mit tiefem Diener vor die Füße zu rollen.
Ausgereichnet Flavio FerriBenedetti zeigte sich in der Titelrolle, man muss es in dem Zusammenhang leider so sagen, wenig sattelfest, der italienische Countertenor enttäuschte. Aber mit Jochen Kupfer als Titan Hesperos, Julla von Landsberg als Blumenkind Margarita und vor allem Tenor Daniel Johannsen als Kaiser Leopold bot man feine Solisten auf. Schon bei der Intrada fand der Tromhinter
wie stimmungsvolles Spektakel, das bei (no, na!) Kaiserwetter schon mit köstlichen Entrées begonnen hatte. Über die wunderbare Schlossanlage malte der Abendhimmel sein Azur, Grillen in den Gebüschen übten ihren Soprano Continuo, am Weiher tanzten Forellen zu kleinen barocken Ohrenhappen. Der finanzielle, personelle, organisatorische, logistische und technische Aufwand für „La Margarita“bis hin zum raffinierten, erstmals bei einem österreichischen Festival eingesetzten Soundsystem „Amadeus“war enorm. Aber für die Zeit nach Nikolaus Harnoncourt sucht die styriarte eben ein neues Profil, neue Herausforderungen. Resümee über diese Eigenproduktion: gewagt, gewonnen.