Die digitale Vermessung der Welt Was im Jahr 2010 noch am Datenschutz scheiterte, wird ab dieser Woche nun doch zur (virtuellen) Realität in Österreich.
Wir tippen eine reale Adresse in die Internet-Suchmaschine Google und gelangen unmittelbar auf eine digitale Landkarte, die Google Map. Hier können wir ein kleines, gelbes Männchen auf die Karte ziehen und somit in die Straßen „hineinschauen“, fast so, als stünden wir selbst dort. Ein virtuell begehbarer Stadtplan, faszinierend und beängstigend gleichermaßen. Das können wir in fast jedem beliebigen Land der Welt versuchen – abgesehen von Österreich. Doch schon bald wird auch jeder Winkel unserer Republik abgelichtet.
„In den vergangenen Jahren lagen Fokus und Ressourcen des Google-Maps-Teams auf anderen Ländern“, erklärt Pressesprecher Wolfgang Fasching-Kapfenberger. Aufgrund zahlreicher Anfragen von Privatpersonen und Unternehmen wird ab 19. Juli aber auch hierzulande eifrig fotografiert. Mit dem Street-ViewAuto, einem klar gekennzeichneten Vehikel, ausgestattet mit einer 360-Grad-Kamera.
jedes Auto mit einer Internet-Adresse beschriftet sein, unter der man über Bestimmungen zur Privatsphäre aufgeklärt wird. Grundsätzlich werden mithilfe eines Algorithmus zwar Gesichter und Nummerntafeln automatisch unkenntlich gemacht. Trotzdem kann zusätzlich jeder Nutzer eine Unkenntlichmachung von potenziell die Privatsphäre betreffenden Inhalten fordern, versichert Fasching-Kapfenberger. Das kann auch ganze Gebäude oder Autos betreffen.
Doch wer nutzt die Funktion tatsächlich? „Besonders beliebt ist sie bei Touristen, die dadurch bereits vorab ihre Reiseziele erkunden können – vom Skiort in den Alpen, dem Badestrand am See bis hin zu einem Aufenthalt in einer der neun Landeshauptstädte“, betont der verantwortliche Program Manager Ulf Spitzer. Auch in Graz wird bald jeder Meter dokumentiert werden
Für Google ist es nicht der erste Versuch, mit Street View in Österreich Fuß zu fassen: Im Jahr 2010 unterbrach die damalige Datenschutzkommission wegen der strikten Richtlinien das Vorhaben. Jetzt erfülle Google diese und darf somit am 19. Juli in den Städten Wien, Graz und Linz starten. Im Laufe des Jahres werden weite Teile Österreichs fotografisch festgehalten, veröffentlicht wird das Bildmaterial dann spätestens Anfang 2018. Wer mit der virtuellen Erkundung Österreichs nicht so lange warten will, kann sich bis dahin mit dem bisherigen Street-View-Angebot begnügen – hauptsächlich touristisch genutzte Städtezonen.