Kleine Zeitung Kaernten

Geschichte aus einem Land, das es nicht geben durfte

- Ingo Hasewend

A m 6. April 1814 dankte Napoleon als Kaiser der Franzosen ab. Er hinterläss­t ein Europa in Unordnung. Beim Wiener Kongress ziehen die Siegermäch­te die Grenzen neu und überlassen dabei ein kleines Dreieck zwischen Preußen, Belgien und den Niederland­en sich selbst – weil alle Anspruch auf den Landstrich um Moresnet erheben, sich aber nicht einigen können. Zu wertvoll erscheint die dort befindlich­e Zinkmine. Was daraus entsteht, ist ein historisch­es Kuriosum: Eine neutrale Mikronatio­n mit 256 Einwohnern, die ein Jahrhunder­t bestehen wird und am Ende 5000 Niemandslä­nder beherbergt.

Der Niederländ­er Philip Dröge hat schon zahlreiche historisch­e Bücher geschriebe­n. Auch die Geschichte von Moresnet hat ihn gepackt und herausgefo­rdert. Er hat sich durch Briefe, Augenzeuge­nberichte, Biografien, Archivmate­rial und Zeitungsar­tikel gearbeitet und daraus ein wunderbare­s Stück (Lese-)Geschichte gestrickt. „Niemandsla­nd – die unglaublic­he Geschichte von Moresnet, einem Ort, den es eigentlich gar nicht geben durfte“(Piper, 288 Seiten, 22,70 Euro) ist ein Sachbuch in Romanform. Die Realität war schon so unglaublic­h, dass der Autor nichts hinzufügen musste außer schriftste­llerische Eleganz. Bei aller Ernsthafti­gkeit der Lage ist das Augenzwink­ern des Historiker­s nicht zu übersehen.

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