Mit Leichtigkeit und Leidenschaft
Sinnliches Festivalmotto, lustvolle Festrede und einmal Abseilen: Der Carinthische Sommer 2017 ist eröffnet.
Performerin Martha Labil war an dem Abend die Einzige, die sich abseilte – vom Dach des roten Würfels beim Congress Center tänzelte sie in der Senkrechten herunter.
Beim anschließenden Festakt zur Eröffnung des Carinthischen Sommers (CS) im Einem-Saal war dann das Festivalmotto „Nicht genug geküsst“in aller Munde. Und der Philosoph Robert Pfaller (Kunstuni Linz) hielt ausgehend von Thomas Bernhard („Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt“) eine derart lustvolle und gescheite Rede über das Leben, dass an Abseilen sowieso nicht mehr zu denken war: „Meistens sind wir Sachbearbeiter unseres Lebens, nicht Führungskraft“, stellte Pfaller fest. Vor dem Sterben würden die Menschen am meisten bedauern, „nur zweckmäßig, statt leidenschaftlich gelebt zu haben“.
Beim Titel von Pfallers Rede „Ihr werdet bereuen, was ihr nicht getan habt“habe er gedacht, er hätte es mit einer Anspielung auf die Regierungsarbeit zu tun, gestand Kulturmi- nister Thomas Drozda . Er spannte einen Bogen vom abwechslungsreichen CS-Programm zur aktuell düsteren Situation in Europa und nannte „den Sozialstaat eine herausragende Kulturleistung“.
CS-Intendant Holger Bleck reklamierte „Außerordentlichkeit, Unverwechselbarkeit und Leichtigkeit“für das Festival, das er auf ganz Kärnten ausdehnen möchte. So wird die Kirchenoper heuer erstmals auch in der Basilika von St. Andrä aufgeführt. Die Bürgermeister Günther Albel (Villach) und Johann Huber (Ossiach) wollen den CS lieber in ihren Gemeinden verortet wissen, was Huber bewog, das Festival mit einem Spitzenwein zu vergleichen: „Kein Winzer käme auf die Idee den Standort seines Weinguts zu verlegen.“Landeshauptmann
Peter Kaiser sah im Pluralismus von Orten keinen Gegensatz zur Verortung, für Kulturreferent Christian Benger ist die Erweiterung wesentlich.
Dann gehörte der Abend der 12-jährigen Alma Deutscher und ihrer Musik. Uschi Loigge