Nicht nur die Wortwahl
Antisemitismus ist kein Missverständnis.
D a gibt es nichts herumzudeuteln: Hans Kelsen, der die österreichische Bundesverfassung ausarbeitete, hieß tatsächlich Kelsen. Und nicht Kohn. Eigentlich wäre es egal, ob er Kelsen oder Kohn hieß. Nur Antisemiten wühlen sich durch vermeintliche Namensforschungen. Fast immer, um bösartigst zu diffamieren.
Der freiheitliche Abgeordnete Johannes Hübner sprach in einem Vortrag über „eigentlich Hans Kohn, aber er hat sich Kelsen genannt“. Nicht nur, dass der Jurist Hübner nachweislich Falsches behauptete, er referierte vor der 1960 gegründeten „Gesellschaft für freie Publizistik“, die der deutsche Verfassungsschutz als rechtsextrem einstuft. In dieser Gesellschaft, die beispielsweise verurteilte Nazi-Kriegsverbrecher wie Erich Priebke auszeichnete, finden sich deutsche wie auch österreichische Gleichgesinnte. Wer vor einem offenkundig einschlägigen Publikum von Kohn und Kelsen schwafelt, ist entweder ein unwissendes Tschapperl oder will etwas gezielt aussagen und bedient damit übelsten Antisemitismus. Da gibt es nichts herumzudeuteln, da kann auch nichts missinterpretiert werden. N ach einem Gespräch mit FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl will Hübner künftig vorsichtiger bei seiner Wortwahl sein. Bei diesem Politiker aber geht es gar nicht mehr darum, was er noch sagt, er hat schon viel zu viel gesagt. Hübner ließ unmissverständlich erahnen, was in ihm steckt – und damit sollte er seinen Platz im Hohen Haus verspielt haben. Ohne lange herumzudeuteln.