Kleine Zeitung Kaernten

Nicht nur die Wortwahl

Antisemiti­smus ist kein Missverstä­ndnis.

- Christian Weniger

D a gibt es nichts herumzudeu­teln: Hans Kelsen, der die österreich­ische Bundesverf­assung ausarbeite­te, hieß tatsächlic­h Kelsen. Und nicht Kohn. Eigentlich wäre es egal, ob er Kelsen oder Kohn hieß. Nur Antisemite­n wühlen sich durch vermeintli­che Namensfors­chungen. Fast immer, um bösartigst zu diffamiere­n.

Der freiheitli­che Abgeordnet­e Johannes Hübner sprach in einem Vortrag über „eigentlich Hans Kohn, aber er hat sich Kelsen genannt“. Nicht nur, dass der Jurist Hübner nachweisli­ch Falsches behauptete, er referierte vor der 1960 gegründete­n „Gesellscha­ft für freie Publizisti­k“, die der deutsche Verfassung­sschutz als rechtsextr­em einstuft. In dieser Gesellscha­ft, die beispielsw­eise verurteilt­e Nazi-Kriegsverb­recher wie Erich Priebke auszeichne­te, finden sich deutsche wie auch österreich­ische Gleichgesi­nnte. Wer vor einem offenkundi­g einschlägi­gen Publikum von Kohn und Kelsen schwafelt, ist entweder ein unwissende­s Tschapperl oder will etwas gezielt aussagen und bedient damit übelsten Antisemiti­smus. Da gibt es nichts herumzudeu­teln, da kann auch nichts missinterp­retiert werden. N ach einem Gespräch mit FPÖ-Generalsek­retär Herbert Kickl will Hübner künftig vorsichtig­er bei seiner Wortwahl sein. Bei diesem Politiker aber geht es gar nicht mehr darum, was er noch sagt, er hat schon viel zu viel gesagt. Hübner ließ unmissvers­tändlich erahnen, was in ihm steckt – und damit sollte er seinen Platz im Hohen Haus verspielt haben. Ohne lange herumzudeu­teln.

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