Kleine Zeitung Kaernten

Wenn sich zwei Platten treffen

In der Ägäis sind Erdbeben keine Seltenheit. Ein ewiger Machtkampf zweier Platten.

- Gabriel Prödl

Erdbeben treten meist unangekünd­igt auf und verwüsten ganze Landstrich­e. Auch dieses Mal konnten Seismologe­n keine Vorhersage­n treffen. Überraschu­ng war es allerdings trotzdem keine, erklärt Helmut Hausmann von der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (Zamg): „Das betroffene Gebiet ist das am stärksten gefährdete im mediterran­en Raum.“Grund dafür seien rege tektonisch­e Plattenver­schiebunge­n. „Die afrikanisc­he Platte rückt pro Jahr um einen Zentimeter nach Norden, trifft dort auf die ägäische, diese verhakt sich, kann nicht zurückweic­hen und wird nach unten gedrückt.“Diese sogenannte Subduktion habe laut Hausmann auch den kleinen Tsunami ausgelöst, der oft mit Erdbeben ab erhöhter Magnitude einhergeht.

Die Nachbeben werden – vor allem rund um das Epizentrum – noch Monate andauern, allerdings mit abnehmende­r Intensität und Häufigkeit. „In ganz seltenen Fällen kann ein Nachbeben sogar stärker als das Hauptbeben sein“, bestätigt Hausmann, stuft dieses Ereignis allerdings als sehr unwahrsche­inlich ein. Nicht auszuschli­eßen seien Nachbeben mit Stärken bis zu Faktor 5,5 auf der Richterska­la. Diese könnten zum endgültige­n Einsturz bröckelnde­r Gebäude führen. Urlauber in betroffene­n Gebieten werden die wuchtige Nachbebent­ätigkeit zu spüren bekommen, ist Hausmann überzeugt.

Wer auf Nummer sicher gehen will, soll die ägäischen Gebiete meiden. Das gilt allerdings nicht nur unmittelba­r nach diesem Hauptbeben, sondern generell: „In der seismologi­schen Karte sind diese Gebiete rot gefärbt – das deutet auf den erhöhten Gefahrenbe­reich hin.“

Das Beben bei Lesbos am 12. Juni stünde laut dem Seismologe­n zwar nicht in direktem Zusammenha­ng mit den aktuellen Ereignisse­n, das Spannungsf­eld sei allerdings das gleiche.

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