Der Tierschutz braucht das Internet
Scheitert neues Tierschutzgesetz an der Realität? Novelle der Novelle könnte helfen.
Zwei Tage hockte ein ausgehungertes und krankes Kätzchen vor einer Schule in Bad St. Leonhard. „Ein Tierheim hat die Anruferin nicht erreicht, da holten wir die Katze am Mittwoch ab“, sagt Eri Rochowansky. Eine Arbeit, die die Obfrau von „Tierschutz aktiv Kärnten“täglich macht, seit 22 Jahren. Doch seit 1. Juli scheint ihr Engagement, für das sie vor drei Jahren sogar eine Auszeichnung erhalten hat, nicht länger möglich zu sein: Rochowansky: „Wir können die Katzen nicht mehr mitnehmen, weil wir sie nicht weiter vermitteln dürfen.“Denn seit der Novellierung des Tierschutzgesetzes dürfen private Tierschutzvereine gerettete Tiere bald nur mit einer Bewilligung öffentlich im Internet vermitteln.
Ein Gesetz, das den illegalen und grausamen Internethandel
mit Tieren aus anderen Ländern unterbinden will, scheitert für die Kärntner Tierschützerin an der täglichen Realität: „Wir machen die Kastrationen der zugelaufenen Katzen in ganz Kärnten und haben täglich die Streitereien mit Leuten, die wollen, dass wir Kätzchen mitnehmen“, sagt Rochowansky.
Zwar gibt es eine Übergangsfrist bis 1. Juli 2018, die es Tierschutzorganisationen und Tierschutzvereinen erlaubt, die Tiere im Internet und ohne Bewilligung zu vermitteln, für Rochowansky stellt sich dennoch die Frage, wie sie danach die Auflagen erfüllen soll. „Wir sind nur zwei Personen, wo soll ich da einen Tierpfleger her bekommen?“Und man muss Räume schaffen. „Das kostet Geld, das wir nicht haben.“
Und was machen Privatpersonen, die bisher Welpen oder Katzenbabys übers Internet verschenkten? „Wenn man mehrere Baby-Katzen hat, ist es kein Problem, die Tiere weiterhin via Mundpropaganda oder durch Aushang von Zetteln in Vereinslokalen zu verkaufen oder zu verschenken. Wenn die Baby-Katzen durch bewusste Zucht auf die Welt gekommen sind, kann durch Meldung der Zucht und falls die Voraussetzungen erfüllt sind, auch online nach neuen Plätzen gesucht werden“, heißt es dazu aus dem Ministerium. Für Rochowansky‘s Tierschutzverein ist das keine Lösung: „Das ist weltfremd, wir sind voll mit Katzen – das geht nur übers Internet.“
Doch noch scheint nicht alles in Stein gemeißelt: „Es wird noch Bewegung geben, damit kleine Tierschutzvereine die Auflagen erfüllen können“, heißt es auf Nachfrage aus dem Ministerium.
Für das Lavanttaler Kätzchen kam die Hilfe leider zu spät: Es starb noch in der Nacht.