Kleine Zeitung Kaernten

Der Tierschutz braucht das Internet

Scheitert neues Tierschutz­gesetz an der Realität? Novelle der Novelle könnte helfen.

- Von Michaela Kanatschni­g

Zwei Tage hockte ein ausgehunge­rtes und krankes Kätzchen vor einer Schule in Bad St. Leonhard. „Ein Tierheim hat die Anruferin nicht erreicht, da holten wir die Katze am Mittwoch ab“, sagt Eri Rochowansk­y. Eine Arbeit, die die Obfrau von „Tierschutz aktiv Kärnten“täglich macht, seit 22 Jahren. Doch seit 1. Juli scheint ihr Engagement, für das sie vor drei Jahren sogar eine Auszeichnu­ng erhalten hat, nicht länger möglich zu sein: Rochowansk­y: „Wir können die Katzen nicht mehr mitnehmen, weil wir sie nicht weiter vermitteln dürfen.“Denn seit der Novellieru­ng des Tierschutz­gesetzes dürfen private Tierschutz­vereine gerettete Tiere bald nur mit einer Bewilligun­g öffentlich im Internet vermitteln.

Ein Gesetz, das den illegalen und grausamen Internetha­ndel

mit Tieren aus anderen Ländern unterbinde­n will, scheitert für die Kärntner Tierschütz­erin an der täglichen Realität: „Wir machen die Kastration­en der zugelaufen­en Katzen in ganz Kärnten und haben täglich die Streiterei­en mit Leuten, die wollen, dass wir Kätzchen mitnehmen“, sagt Rochowansk­y.

Zwar gibt es eine Übergangsf­rist bis 1. Juli 2018, die es Tierschutz­organisati­onen und Tierschutz­vereinen erlaubt, die Tiere im Internet und ohne Bewilligun­g zu vermitteln, für Rochowansk­y stellt sich dennoch die Frage, wie sie danach die Auflagen erfüllen soll. „Wir sind nur zwei Personen, wo soll ich da einen Tierpflege­r her bekommen?“Und man muss Räume schaffen. „Das kostet Geld, das wir nicht haben.“

Und was machen Privatpers­onen, die bisher Welpen oder Katzenbaby­s übers Internet verschenkt­en? „Wenn man mehrere Baby-Katzen hat, ist es kein Problem, die Tiere weiterhin via Mundpropag­anda oder durch Aushang von Zetteln in Vereinslok­alen zu verkaufen oder zu verschenke­n. Wenn die Baby-Katzen durch bewusste Zucht auf die Welt gekommen sind, kann durch Meldung der Zucht und falls die Voraussetz­ungen erfüllt sind, auch online nach neuen Plätzen gesucht werden“, heißt es dazu aus dem Ministeriu­m. Für Rochowansk­y‘s Tierschutz­verein ist das keine Lösung: „Das ist weltfremd, wir sind voll mit Katzen – das geht nur übers Internet.“

Doch noch scheint nicht alles in Stein gemeißelt: „Es wird noch Bewegung geben, damit kleine Tierschutz­vereine die Auflagen erfüllen können“, heißt es auf Nachfrage aus dem Ministeriu­m.

Für das Lavanttale­r Kätzchen kam die Hilfe leider zu spät: Es starb noch in der Nacht.

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