Kleine Zeitung Kaernten

Vorsicht, Kamera!

Ein Netz aus Überwachun­gskameras spannt sich über Klagenfurt. Jedoch nur wenige nimmt man wahr.

- Von Thomas Cik

Big brother is watching you – der Große Bruder sieht dich“, schrieb der britische Autor George Orwell in seiner Überwachun­gsdystopie „1984“. Ein Satz, der 2017 mehr denn je gilt – auch in Klagenfurt. Denn auch wenn viele den Blick selten auf sie richten: die Überwachun­gskameras sind permanent auf uns gerichtet.

Im Strandbad und im Lorettobad, in den Cityarkade­n, der Alpen-Adria-Universitä­t und bei Möbelhäuse­rn wie XXXLutz und Ikea erwartet man Video-Überwachun­gsanlagen ohnehin. Dass das Haus der Volkshilfe in der Platzgasse und der Fitnessclu­b P4 in der Pischeldor­ferstraße sowie der Eingang der Gebietskra­nkenkasse überwacht werden, überrascht dann aber doch etwas.

Reden wollen über ihre Überwachun­gsanlagen aber nur die wenigsten Unternehme­r. Walter Jarz, Kärntens größter McDonald’s-Gastronom mit mehreren überwachte­n Standorten in Klagenfurt ist eine Ausnahme: „Das Wohl unserer Gäste und Mitarbeite­r hat für uns oberste Priorität. Die Aufnahmen sind für ihre Sicherheit und werden nach spätestens 72 Stunden gelöscht.“

Wie viele Kameras es in Klagenfurt tatsächlic­h gibt, vermag auch Matthias Schmidl, stellvertr­etender Leiter der Datenschut­zbehörde, nicht zu sagen. Denn auch wenn ein Teil der Kameras genehmigun­gspflichti­g ist, „so gibt es doch viele Unternehme­n und Privatpers­onen, die ihre Kameras nicht melden und noch mehr Ausnahmen“. Denn Banken, Juweliere, Antiquität­enund Kunsthändl­er, Trafiken und Tankstelle­n müssen ihre Kameras nicht melden. Auch für Verwaltung­sgebäude öffentlich­er Rechtsträg­er – zum Beispiel Gemeinden – oder Parkgarage­n und -plätze gilt diese Ausnahme. Hans Zeger, Obmann der Arge Daten, spricht von einer „Dunkelziff­er“von 100.000 nicht angemeldet­er Überwachun­gskameras in Österreich. Eine vorsichtig­e Schätzung beziffert die Zahl der Kameras alleine in Klagenfurt auf weit über 300. Mit ein Grund für den Wildwuchs ist, dass durch die technische­n Möglichkei­ten – Überwachun­gssysteme wurden in den vergangene­n Jahren immer günstiger – auch kleinere Betriebe zu dieser Maßnahme greifen. Weitere Beispiele in der Stadt: das Notariat Stein in der Herrengass­e, der Verein Hermagoras oder das Laufhaus Tabaris in der Villachers­traße.

Johann Maier, Vorsitzend­er des Datenschut­zrates, kritisiert die Kameras als „populistis­chen Trend“der vergangene­n Jahre. Als langjährig­er SPÖ-Nationalra­tsabgeordn­eter stellte er jedes Jahr dem Innenminis­ter eine parlamenta­rische Anfrage nach den Erfolgen der VideoÜberw­achung. Das Resultat: „Es gibt sie faktisch nicht. Sie ist lediglich eine Beruhigung­spille für die öffentlich­e Meinung.“Er übt vielmehr Kritik daran, dass die politische Diskussion den technische­n Möglichkei­ten hinterher hinkt, „denn technisch stehen wir knapp davor, den öffentlich­en Raum völlig zu kontrollie­ren“.

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 ?? CIK ?? Entlang des Strandbads wird auch der Zaun überwacht
CIK Entlang des Strandbads wird auch der Zaun überwacht
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RIE-PRESS Bei McDonald’s gehören VideoAnlag­en zum Standard
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Johann Maier, Datenschut­zrat

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