Kleine Zeitung Kaernten

EU fordert Fahrverbot für alle manipulier­ten Autos

Verpflicht­ende Rückrufakt­ionen gefordert. Berichte über geheime Absprachen deutscher Hersteller.

- Mit Spannung Roman Vilgut, Manfred Neuper

Die EU-Kommission will im Abgasskand­al den Druck erhöhen. „Ich erwarte von Volkswagen eine Rückrufquo­te von 100 Prozent“, schrieb EU-Industriek­ommissarin El˙zbieta Bien´kowska an alle 28 Mitgliedss­taaten. Darin fordert sie die Minister auf, verpflicht­ende Rückrufakt­ionen von VW anzuordnen. Autos, die die EU-Normen nicht erfüllten, müssten 2018 „aus dem Verkehr gezogen werden“(siehe Faksimile).

Die EU-Kommission selbst hat freilich keine rechtliche Handhabe dafür, das können nur jeweils die nationalen Behörden veranlasse­n.

Für Österreich verweist Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d auf Anfrage der Kleinen Zeitung darauf, dass schon mehr als 70 Prozent der betroffene­n Autobesitz­er heimische Werkstätte­n aufgesucht haben, um nachzurüst­en „und die Trickser-Software vom Autocomput­er zu entfernen“. Sollte dem Rückruf, über den alle betroffene­n Kunden vom Versicheru­ngsverband schriftlic­h informiert wurden, nicht gefolgt werden, „können sie behördlich von der Landespoli­zeidirekti­on bzw. Bezirkshau­ptmannscha­ft zu einer Überprüfun­g ihres Fahrzeugs bei der Landesprüf­stelle vorgeladen werden“. Für nicht typenkonfo­rme Autos könn- ten die Behörden in letzter Instanz die Zulassung entziehen. „Ich bin zuversicht­lich, dass auch die restlichen Autos bald umgerüstet werden“, so Leichtfrie­d.

wird unterdesse­n dem großen Dieselgipf­el am 2. August in Deutschlan­d entgegenge­blickt. Dabei soll zwischen Politik und Hersteller­n eine Lösung für die Stickoxid-Problemati­k der Fahrzeuge gefunden werden, um Fahrverbot­e zu verhindern. So sollen Rückruf und Nachrüstun­g per Software für Euro-6- und Euro-5-Dieselmoto­ren beschlosse­n werden. Die Kosten von rund zwei Milliarden Euro soll die Industrie tragen. So soll eine Minderung der Stickoxid-Werte von 20 Prozent erreicht werden. Nach Daimler hat auch Audi eine freiwillig­e Rückrufakt­ion von 850.000 Dieselauto­s gestartet. Die Autos sollen ein kostenlose­s Software-Update bekommen.

Der „Spiegel“berichtet unterdesse­n, dass deutsche Autobauer bereits seit den 1990er-Jahren geheime Absprachen getroffen haben, bei denen es auch um die Abgasreini­gung gegangen sein soll. Womöglich, so wird spekuliert, wurde auf diese Weise schon früh der Weg für den Diesel-Abgasskand­al geebnet.

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