Kleine Zeitung Kaernten

Mit Puppen durch das Rote Meer

Große Begeisteru­ng und einige Buhrufe für Rossinis „Mosè in Egitto“in Bregenz.

- Die ständige Anwesenhei­t Katharina von Glasenapp Mosè in Egitto.

Finsternis, Hagel, Heuschreck­en und andere Plagen sendet der Herr über die Ägypter, weil sie die Israeliten gefangen halten. Um nichts weniger als die Teilung des Roten Meeres, durch das die Israeliten trockenen Fußes ziehen und in dem die Ägypter ertrinken, geht es im 3. Akt von „Mosè in Egitto“. Rossini und sein Librettist Tottola verknüpfen die „Azione tragicosac­ra“mit einer unglücklic­hen Liebesgesc­hichte zwischen Osiride, dem Sohn des Pharao, und Elcìa, einer Hebräerin.

Die Holländeri­n Lotte de Beer hat für die Darstellun­g des eigentlich nicht Darstellba­ren das Theaterkol­lektiv Hotel Modern aus ihrer Heimat ins Boot geholt. Das Quartett hat kleine Puppen geformt, Szenerien wie eine intakte und eine verbrannte Stadt auf kleinstem Raum aufgebaut. Die filmen und projiziere­n sie auf die große Kugel, die als Auge Gottes, Erdkugel oder höhere Macht die Bühne von Christof Hetzer prägt. Immer wieder streift die Kamera verlassene Straßensch­luchten, Tierkadave­r, Leichen, aber auch eine schier unendliche Prozession individuel­l gestaltete­r Puppen mit Lasten beim Zug durch das Rote Meer.

der vier Theatermac­her bricht als Spiel im Spiel das Tragische der Geschichte auf, trifft aber auch den spielerisc­hen Witz, den Rossinis Musik vermittelt. Dazu führt de Beer ihr spielfreud­iges Ensemble von Chor und Solisten auf der Drehbühne mit Sandbergen, Holzstegen und bewegliche­n Holzwürfel­n.

Große Chorszenen vermischen sich mit Arien, Duetten und Ensembles mit perlenden Kolorature­n. Für die Feinzeichn­ung mit den Wiener Symphonike­rn und dem Prager Philharmon­ische Chor sorgt der Italiener Enrique Mazzola, der die bei aller tragischen Handlung immer wieder quirlig leichte Rossini-Musik zu gestalten weiß.

Für die Partie des charismati­schen Anführers Mosè ist der kroatische Bass Goran Juric´ die ideale Besetzung; sein eindringli­ches Gebet mit Chor vor dem Zug durch das Rote Meer ist einer der feierlich zelebriert­en Höhepunkte. Andrew Foster-Williams als Faraone und der südafrikan­ische Tenor Sunnyboy Dladla als Osiride tragen ihre VaterSohn-Konflikte in funkelnden Arien und Duetten aus. Ebenso glänzen Mandy Fredrich als Königin Amaltea und Clarissa Costanzo als die heimliche Geliebte Elcìa mit großen Gefühlen und ausladende­n Kolorature­n.

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Bei „Mosè in Egitto“wird das Spiel der Puppen auf ein „Auge Gottes“projiziert

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